Autograf: Klassik Stiftung Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek (D-WRz), Sign. F 5209 (2)
Druck 1: Autographen-Sammlung enthaltend Musiker-Briefe und Musik-Manuskripte aus dem Nachlasse des berühmten Komponisten Louis Spohr (1784-1859) nebst Beiträgen aller Art (Fürsten,Staatsmänner, Dichter, Gelehrte, Künstler, etc.) aus dem Besitz eines bekannten Berliner Sammlers. Versteigerung zu Berlin Montag, den 15. und Dienstag, den 16. Oktober 1894 (= Katalog Liepmannssohn), Berlin 1894, S. 55 (teilweise)
Druck 2: Em[merich] Kastner, „Ungedruckte Briefe und Schriftstücke von Franz Liszt“, in: Weekblad voor Muziek 4 (1897), S. 223ff., hier S. 224 (teilweise)
Inhaltsangabe: Autographen in der Hauptsache aus dem Nachlasse des verstorbenen Geheimrats Albert Köster, Leipzig, sowie aus altsächsischem Privatbesitz. Versteigerung, Bd. 2 Musik, Theater, bildende Kunst (= Katalog Henrici 97), Berlin 1924, S. 23

Verehrter Meister,
 
Ihr freundlichst gütiges Schreiben hat mir eine wahre Freud gemacht und ich sage Ihnen meinen verbindlichsten Dank für Ihre vortrefflichen Vorschläge. Sogleich nach Empfang Ihres Buches sprach ich mit dem Herrn Hofmarschall und Intendanten, Baron von Beaulieu, und ersuchte ihn, Anfangs nächster Saison Faust mit den neuen Recitativen für das Opern Repertoire zu bestimmen. Er ist damit gänzlich einverstanden und wird Ihnen nächstens darüber schreiben.1 Einstweilen, um keine Zeit zu verlieren ließ ich bei Peters anfragen ob er uns bald die Partitur mit den Recitativen (welche für die hiesige Aufführung unerläßlich sind) einsenden könnte; Peters antwortete aber daß er bis jetz noch nichts von der Sache wüßte. Haben Sie also die Güte, Hochverehrter Meister, mich binnen Kurzem in Kentniß zu setzen
von Wem, - zu welchem Datum, - und für welches Honorar,
wir die Partitur des Faust, in seiner letzten Umarbeitung, nebst den Recitativen, beziehen können, um daß die Sache von Seiten der hiesigen Intendanz schnell2 geordnet wird.
Bei Gelegenheit der Aufführung Ihres Faust, hoffe ich daß wir das Vergnügen haben werden, Sie hier zu sehen – und da wollen wir uns auch erlauben Ihnen eines Ihrer3 Orchester-Werke, - und vielleicht „Die letzten Dinge” - bescheidenst zu produziren -
Sie sehen daß ich mit vollen Händen zugreife – Dies ist wohl die beste Methode mit Componisten von Ihrem Schrott und Korn. Sie werden mir darüber nicht böse sein und auch die Ehre nicht versagen die Werke nach bestem Gewißen und Vermögen einzustudieren -
Genehmigen Sie, Hochverehrter Meister, die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung
 
Ihres
aufrichtig ergebenen
F. Liszt
 
Weymar 29 April 1852 -

Autor(en): Liszt, Franz
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Beaulieu-Marconnay, Karl Oliver von
Peters, Carl Friedrich
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Weimar
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Weimar>
Peters <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852042943

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Liszt. Spohr beantwortete diesen Brief am 04.05.1852.
 
[1] Vgl. Karl Oliver von Beaulieu-Marconay an Spohr, 22.05.1852.
 
[2] „schnell” über der Zeile eingefügt.
 
[3] „Ihrer” über der Zeile eingefügt.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.10.2016).