Autograf: nicht ermittelt
Druck: Heinrich Weber, „Louis Spohr”, in: Euterpe 19 (1860), 2-5, 17-21, 37ff. und 53-56, hier S. 4 (teilweise)

Es war mir früher ganz unmöglich, Ihnen zu schreiben, da ich eine Arbeit übernommen hatte, die so eilig, und durch diese Eile so beängstigend war, wie ich mich keiner andern in früherer Zeit erinnere. Auf den Wunsch des Prinzen Albert und der Königin von England hatte ich es nämlich vor einigen Monaten übernommen, meine Oper „Faust” als große Oper in Rezitativen für das italienische Theater in Covent-Garden für die Frühjahrs-Saison zu bearbeiten, und mir damals nicht gedacht, daß dies eine so umfangreiche und bedeutende Arbeit werden würde. Nun mußte ich aber erst selbst die Dialogscenen in solche umschaffen, die sich zur Composition eigneten, dann, als es zu dieser selbst kam, mich wieder in die Stimmung zurück zu versetzen, in der ich vor beinahe 40 Jahren diese Oper in Wien schrieb. Ja, selbst den Styl jener Zeit so wie die Instrumentirung mußte ich erst wieder mir zu eigen machen, bevor ich beginnen konnte. Da der „Faust” aber eine Arbeit aus der productiven und glücklichen Jugendzeit ist, so erwärmte mich die lebhafteste Erinnerung daran bald so, daß die Arbeit mir leicht von der Hand ging, und ich sie zur bestimmten Zeit abliefern konnte. Die Oper hat in der neuen Gestalt 3 Akte, und ich hoffe sie wird ein abgerundetes Ganze bilden, und so auch an Wirkung gewinnen [...]

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Weber, Heinrich
Erwähnte Personen: Albert Großbritannien, Prinzgemahl
Victoria, Großbritannien, Königin
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Faust
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Covent Garden <London>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852042818

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Weber an Spohr, 03.04.1852. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Weber an Spohr, 03.04.1853.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (15.08.2017).