Autograf: Bayerische Staatsbibliothek München (D-Mbs), Sign. Raffiana VIII. Spohr, Louis

Sr. Wohlgeborner
Herrn Joachim Raff
per adresse: Herr Dr. Franz Liszt
in
Weimar.

Anbey ein Paquet
in Leinen, bez:
H.J.R. Musika-
lien, Werth 40 Rth.


Cassel den 25sten April 1852.

Hochgeehrter Herr,

Buch und Partitur Ihrer Oper „Alfred” habe ich mit großem Interesse durchgesehen, und mich beeilt sie dem Intendanten1 unsers Hofthaters zur Annahme zu empfehlen. Dieser ist aber eben so wenig, wie ich es bin, ermächtigt unserm Repertoire ein neues Werk zuzuführen, ohne erst die Genehmigung des Kurfürsten einzuholen. Und der Kurfürst hat schon seit mehren Jahren auf alle Anfragen dieser Art stets2 abschläglich geantwortet, so daß wir schon seit geraumer Zeit jedes Jahr nur eine einzige neue Oper gehabt haben, die zu seinem Geburtstage, welche er auch selbst auswählt. Für dieses Jahr hat er, statt einer Reihe von Opern, die ich vorgeschlagen hatte, die Oper „Cassilda” vom Herzog von Coburg erwählt, und es ist uns nun wieder für Jahresfrist jede Vermehrung unsers dürftigen Repertoires mit neuen Werken abgeschnitten. Bey solchen traurigen Verhältnißen bleibt mir nichts anders übrig, als Ihnen beyfolgend Ihre Oper zurückzusenden.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr
ergebener
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Raff, Joseph Joachim
Erwähnte Personen: Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Heeringen, Josias von
Erwähnte Kompositionen: Ernst II. Sachsen-Coburg und Gotha, Herzog : Casilda
Raff, Joseph Joachim : König Alfred
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852042513

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Raff an Spohr, 18.04.1852.

[1] Josias von Heeringen.

[2] „stets” über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (08.12.2016).