Adolph Moraht an Louis Spohr in Kassel

Sr. Wohlgeboren
dem Herrn Musikdirector Dr. Spohr in Cassel

Ew. Hochwohlgeboren

wollen gütigst verzeihn, wenn ich jetzt erst meiner Schuldigkeit nachkomme, Ihnen für Ihre große Güte herzlich und aufrichtig Dank zu sagen. Zu gleichem Danke wären wir ja verpflichtet gewesen, wenn Sie den Arbeiten des jungen Mannes¹ Ihre Zufriedenheit hätten versagen müssen, aber mit um so größerer Freidigkeit dürfen wir Sie ja nun unser aller Dankbarkeit versichern. Ew. Hochwohlgeboren werden es ermessen können, welche Freude das anerkennende Urtheil uns Allen und namentlich den Eltern des jungen Mannes bereitet und wie ermunternt und ermuthigend es auf ihn selbst gewirkt hat, und war es natürlich sogleich sein Entschluß, Ew. Hochwohlgeboren seinen Dank zu schreiben und der gütigst gegeben Erlaubnis zu entsprechen. Beides wird denn auch demnächst von ihm geschehen, doch dürfte ich es ja nicht länger anstehn lassen, Ihnen für Ihre große Güte zu danken, und muß ich nur noch einmal um Verzeihung bitten, wenn es erst jetzt geschieht. Wohl waren meine Bedenken groß, Ew. Hochwohlgeboren mit einer Bitte, wie die meinige war, zu belästigen, aber mein Vertraun war auch nicht geringer, daß, wie ich es so oft im Leben erfahren, wahre Größe und Höhe des Lebens, der Kunst und der Wissenschaft stets mit freundlichen Herablassung und selbstverleugnender Liebe gegenwärtig ist. Vielem Vertraun haben Ew. Hochwohlgeboren auf die liebevollste Weise entsprochen und dadurch einem jungen die Kunst mit Liebe auffassenden Manne für sein junges Leben einen Liebesdienst erwiesen, wie ein Jünger von dem Meister nur immer empfangen kann. Gott segne Sie darum, mein theurer Herr, - das ist mein Wunsch und mein Gebet für Sie!
Mit aurichtiger Verehrung

Ew. Hochwohlgeboren
dankbar ergebenster
A. Moraht Dr.
Pastor prim.

Möllen, Herzogthum Lauenburg
den 22 April 1852.