Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Danzig, den 31. März 1852.

Verehrter Herr General-Musikdirector!

Mit dem verbindlichsten Dank für Ihre große Gefälligkeit sende ich beikommend Partitur und Stimmen Ihres Oratoriums „Der Fall Babylons“ zurück. Die Aufführung hatte sich durch allerlei Zwischenfälle, für die ich nichts konnte, bedeutend verzögert. Sie hat nun endlich unter lebhafter Theilnahme des Publicums stattgefunden. Das herrliche Werk verfehlte nicht auf die Mitwirkenden, wie auf die Zuhörer einen Eindruck zu machen, wie er nur durch eine von den edelsten Kunstanschauungen durchdrungenen Tondichtung hervorgebracht werden kann. Ganz besondere Sensation erregte die zweite Abtheilung. Die Soloparthien waren durch Mitglieder unserer Oper sehr gut besetzt, die Chöre hatte ich mit möglichster Sorgfalt einstudirt, und auch das Orchester hielt sich wacker, selbst in dem schwierigen Recitativ No 21, welches ich freilich ungefähr sechsmal durchprobirt hatte. – Es hat mich mit lebhafter Freude erfüllt, endlich einmal ein Oratorium von Ihnen in vollständiger Weise unserem Publikum vorführen zu können („die letzten Dinge“ brachte ich vor einigen Jahren nur am Pianoforte zu Gehör). Der Erfolg ist als ein entschieden günstiger zu bezeichnen, und die Hochachtung unserer Musikfreunde für den genialen Schöpfer jenes Werks ist bedeutend gestiegen.
Nehmen Sie, hochverehrter Herr General-Musikdirector, wiederholentlich die Versicherung meines ergebensten Dankes für Ihre große Freundlichkeit, so wie die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung und Ergebenheit

Ihres
FWMarkull.

Autor(en): Markull, Friedrich Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Gesangverein <Danzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852033144

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Markull. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Markull an Spohr, 10.08.1856.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.01.2022).