Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochzuverehrender Herr Kapellmeister
und
theurer Lehrer!

Den bisher stets gehegten Gedanken, noch einmal Ihren Unterricht zu genießen, habe ich gegenwärtig seiner Verwirklichung sehr nahe gebracht, und ich will nur wünschen, daß mich nicht statt der Erfüllung meines Wunsches nahe am Ziele Täuschung treffe. Allein ich hoffe, gestützt auf Ihre Güte, glücklich dasselbe zu erreichen, und bitte Sie deshalb, das mir früher ausgestellte, hier beiligende Zeugniß1 gütigst in einem größeren Formate, einer für Zeugnisse üblichen Form ausfertigen zu wollen, da dasselbe unserem Könige demnächst zur Vorlage gebracht werden soll. Ich bedauere, Sie auf diese Weise belästigen zu müssen; allein es ist eine jener vielen Förmlichkeiten, deren Nichtbeachtung mir übel gedeutet werden könnte. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie ersucht haben, die Dauer des mir ertheilten Unterrichts beizufügen; wenn ich nicht irre, so fiel mein Aufenthalt in Cassel in die zweite Hälfte des Jahres 1834, und die Jahre 1835 u. 1836. Da mir Aussicht eröffnet ist, die Leitung des in Würzburg bestehenden akademischen Musikinstituts zu überkommen, so würde ich einem solchen Berufe um so mehr folgen, als er meiner Neigung entspricht, und meine bisherige Erfahrung als practischer Jurist mir gezeigt hat, daß solche Beziehungen wenig Erhebendes bieten.
Wird es mir gelingen, meine Absicht zu verwirklichen, so hege ich die Uberzeugung, daß ich bei immer durch Wissenschaft geübten Verstandeskraft mit dauerndem Erfolge Ihren Unterricht2 erfassen, und daß Sie denselben mir nicht versagen werden.
Mit ausgezeichneter Hochachtung
besteht

Ihr ergebenster Schüler
Dr. Anton Reder
Kreis- u. Stadtgerrichtsaccessist

München den 29t Februar
1852.
Adresse. Salvatorstrasse N. 16/3.

Autor(en): Reder, Anton
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Maximilian II Bayern, König
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Musikschule <Würzburg>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1852022940

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Reder, 15.12.1846. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Reder, 23.03.1856.

[1] Dieses Zeugnis ist derzeit verschollen.

[2] „Ihren Unterricht“ über der Zeile eingefügt.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.02.2020).