Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Danzig, den 12. März 1851.

Verehrter Herr General-Musikdirector!

Die Umstände veranlassen mich, den Inhalt meines Schreibens vom 9. d.M., welches in Ihren Händen sein wird, dahin zu modificiren, daß ich, angeregt durch einige Mitglieder des Gesangvereins, von einer Aufführung des Oratoriums „Der Fall Babylons“ für den bevorstehenden Charfreitag abstehe. Bei der gestrigen Uebung kam es zur Sprache, daß das Werk, unbeschadet seiner Schönheit, vermöge seines Inahaltes sich weniger für den Charfreitag eigne, für einen Tag, an dem die ernsteste religiöse Stimmung nur durch eine streng geistliche, auf die Feier des Tages Bezug habende Musik unterstützt werden dürfe. Dem von mehren Seiten ausgesprochenen Wunsche, den „Fall Babylons“ zu einer andern Zeit aufgeführt zu hören, habe ich unter solchen Umständen, so schwer es mir auch wurde, aufgeben müssen. Für den Charfreitag habe ich nun den 2ten und 3ten Theil von Händel’s „Messias“ bestimmt. – Da ich zur Aufführung Ihres Oratoriums der Mitwirkung einiger unserer Opernsänger bedarf, die Bühne aber spätestens unmittelbar nach den Osterfeiertagen geschlossen wird, um zunächst in Elbing eröffnet zu werden, so ist mir die Gelegenheit abgeschnitten, den Fall Babylons vor dem künftigen Herbste aufzuführen. Ich beeile mich, hochverehrter Herr General-Musikdirector, Sie von dem Stande der Dinge in Kenntniß zu setzen, mit der ergebensten Bitte, die mir gütigst versprochene Absendung der Musikalien für jetzt zu unterlassen. Ich hoffe mit Zuversicht, daß Sie Ihr gütiges Versprechen bis zum nächsten Herbste fortbestehen lassen werden, und daß Sie mir gestatten, alsdenn Ihre große Gefälligkeit von Neuem in Anspruch zu nehmen. Ich werde mir erlauben, einige Wochen vor der Aufführung, die wohl im November stattfinden dürfte, die verheißene Partitur und Orchesterstimmen von Ihnen zu erbitten.
Mit aufrichtiger Verehrung und Hochachtung habe ich die Ehre, mich zu nennen

Ihren
ergebensten FWMarkull.

Autor(en): Markull, Friedrich Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Händel, Georg Friedrich : Messiah
Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Erwähnte Orte: Danzig
Erwähnte Institutionen: Gesangverein <Danzig>
Stadttheater <Danzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1851031244

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Markull an Spohr, 09.03.1851. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Markull an Spohr, 15.12.1851.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (07.01.2022).