Friedrich Wilhelm Markull an Louis Spohr in Kassel

Danzig, den 9. Februar 1851.

Hochverehrter Herr General-Musikdirector!

Die große Freundlichkeit, mit welcher Sie meine Bitte zu erfüllen geneigt sind, verpflichtet mich zu dem herzlichsten Danke. Gestern fand die zweite Oratorien-Aufführung dieses Winters: „Paulus“ von Mendelssohn statt¹, und es ist nun nöthig, daß ich Vorbereitungen zu der letzten Aufführung am Charfreitage treffe. Von mehren Seiten wird eine Aufführung Ihres herrlichen Oratoriums „Der Fall Babylons“ gewünscht, welches mit Orchesterbegleitung hier noch nicht gehört worden ist. Diesem Wunsche möchte ich um so mehr nachkommen, als unser Gesangverein dieses Werk im Klavier-Auszuge und vollständigen Solo- und Chor-Singstimmen bereits besitzt², während das Oratorium „Des Heilands letzte Stunden“ erst angeschafft werden müßte, und mit dem Ausschreiben der Solostimmen viel Zeit verloren gehen würde. Sie waren so freundlich, Hochverehrter Herr General-Musikdirector, mir Partitur und Orchesterstimmen zu dem letztgenannten Werke gütigst zu versprechen, und ich darf wohl mit Zuversicht hoffen, daß Sie die gefällige Zusage auch für den „Fall Babylons“ gelten lassen werden. Haben Sie die Gewogenheit, mich in einer Zeile davon zu benachrichtigen, ob ich einer gefälligen leihweisen Zusendung der Partitur und Orchesterst. zu dem „Fall Babylons“ um die Mitte des März entgegensehen darf. Eine gelungene Aufführung werde ich mir nach besten Kräften angelegen sein lassen, wie sie dem Werke des Meisters gebührt.
In Entgegensehung einer recht baldigen, für mich hoffentlich günstigen Antwort, nenne ich mich
mit aufrichtiger Verehrung und Hochachtung

Ihren
ergebensten FWMarkull.