Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Hochgeehrtester Herr Hofkapellmeister
und Ritter!

In meiner, für die letzten hundert Jahre ziemlich vollständige Autografen-Sammlung vermiße ich bis jetzt schmerzlich die Handschrift eines Coryphäen der Kunst, welcher in selterener Doppel-Virtuosität: durch geniale, klassische Komposition und bis dahin nicht erreichte Höhe des Violinspiels so unendlich viel für die Welt geleistet hat.
Sie werden es sicher, hochgeehrtester Herr! zu entschuldigen wissen, wenn ich in solcher Begeisterung für Ihre hohe Kunst, Sie um einige Zeilen von Ihrer berümten Hand bitte.
Da in meiner Samlung große Tonsetzer sich meistentheils durch einige Noten mit Ihrer Namensunterschrift repräsentirt haben, erlaube ich mir die ganz ergebene Bitte, daß auch Sie solche, als die schönste Sprache, welche Sie reden, wählen mögten.
Mit wahrer Besorgniß blickte im vergangenen Jahre ganz Deutschland auf Ihr Krankenlager hin.1 - Der Himmel hat Sie glücklich genesen lassen; möge er Ihnen als Zeugen Ihres Ruhmes, noch viele Jahre in ungeschwächter Gesundheit schenken!
Mit der vorzüglichsten Hochachtung habe ich die Ehre zu sein

Ew. Hochwohlgeb.
ganz ergebenster
Minden.
Gutsbesitzer auf Ziegelhof
bei Königsberg in Preußen.

Ziegelhof, 10t Dzbr. 1850.

Autor(en): Minden, David
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1850121048

Spohr



Spohr beantwortete diesen Brief am 15.12.1850.

[1] Spohr war auf dem Rückweg von einer Theaterprobe auf Glatteis ausgerutscht und hatte sich eine Kopfverletzung zugezogen (vgl. Louis Spohr, Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel und Göttingen 1861, S. 332).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (18.08.2017).