Charles Edward Horsley an Louis Spohr in Kassel

London.
den 9^ten Dezember 1850

Geehrtester Herr Kappellmeister.

Mit diesen Zeilen habe ich das große Vergnügen Ihnen die Klavier Ausgabe meines Oratoriums zu übersenden. Dieses Werk ist am 19^ten Vorigen Monats zum ersten Mal in Liverpool aufgeführt worden, und zwar mit einem Erfolg, der alle meine Erwartungen übertroffen hat.¹
Da Sie immer das größte Interesse für meinen musikalischen Fortschritt gehegt haben, und da Sie mir auch ofters gesagt haben daß es Ihnen lieb wäre meine Sachen durchzusehen, so glaube ich hoffen zu dürfen daß diese Sendung nicht unwillkommen seyn wird, und daß Sie dieselbe mit dem gleichen Wohlwollen annehmen werden, das Sie meinen Sachen immer geschenkt haben.
Es wäre mir naturlich sehr lieb, wenn dieses Werk auch in Deutschland gehört werden könnte, allein die Schwierigkeiten der Uebersetzung der Worte, werden wohl ein Hinderniß seyn. Doch ist dieses zu überwinden, so kann die Nachricht daß die Orchester, und Sing-Stimmen bereits gestochen sind, etwas zur Erfüllung meines Wünsches beitragen.
Ich kann Ihnen kaum beschreiben, mit welcher Freude wir die Friedens-Zeitung von Deutschland neulich vernommen haben, ich hoffe nun daß alles gut ablaufen wird.
ich hoffe daß dieser Brief, Sie und Ihre liebe Gemahlinn wohl finden werden.
Indem ich mich letzterer herzlich empfehle, verbleibe ich
Geehrtester
Herr Kappellmeister
Mit der größten Achtung
Ganz ergebenst der Ihrige
Charles Edward Horsley

dem Herrn Kappellmeister
D^r Louis Spohr.