Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. Mus.ep. Spohr, L. 29

Herren
Bote & Bock
Königl. Hofmusikhändler
Jägerstraße 42,
Berlin.

Frei.1


Cassel den 9ten October
1850.

Geehrte Herren,

Indem ich den Empfang der Partitur „die lustigen Weiber von Windsor“ hiermit anzeige, wiederhole ich meine Zusage, daß ich mich für die Annahme der Oper lebhaft verwenden werde, sobald unsere politische Crisis beendigt2 und der Kurfürst und H. v. Heringen zu[rüc]kgekehrt seyn werden.3 Unter[dessen]4 wünschte ich auch gelegentlich das Buch der Oper zur Ansicht zu erhalten, da es der Partitur nicht beylag.
Mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Bock, Gustav
Bote & Bock
Erwähnte Personen: Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Heeringen, Josias von
Erwähnte Kompositionen: Nicolai, Otto : Die lustigen Weiber von Windsor
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1850100926

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Gustav Bock an Louis Spohr, 27.09.1850.

[1] Unter der Adresse befindet sich von anderer Hand der Empfangsvermerk des Verlags: „Spohr in Cassel / 12/10 50“.

[2] Die Mitglieder des kurhessischen Offizierskorps hatten einen doppelten Eid auf den Kurfürsten und die Verfassung geleistet. Um dem Dilemma zu entgehen, dem augenscheinlich verfassungsfeindlichen Befehl des Kurfürsten, den Kriegszustand in Kurhessen durchzusetzen, ersuchten bis zum 12.10.1850 knapp 80 % der kurhessischen Offiziere um ihren Abschied (vgl. Rüdiger Ham, Bundesintervention und Verfassungsrevision. Der Deutsche Bund und die kurhessische Verfassungsfrage 1850/52 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 138), Darmstadt und Marburg 2004, S. 182f.).

[3] Kurfürst Friedrich Wilhelm war aus Angst vor Unruhen zunächst nach Hanau geflüchtet. Dorthin nahm er auch seine Leibgarde mit, der so viele Musiker des Hoforchesters angehörten, dass zunächst keine Opernaufführungen mehr möglich waren (vgl. „Hessen”, in: Bayerische Eilbote (1859), S. 928; Spohr an Adolph Hesse, 24.10.1850).

[4] „dessen“ bei Öffnung des Briefs offensichtlich herausgerissen, aber auf der linken Seite des Blatts noch lesbar.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.06.2017).