Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Herrn Hofkapellmeister Dr Spohr
in
Cassel.

d. g.1


Hochgeehrter Herr Kapellmeister,

Wir erlauben uns durch diese Zeilen Ihnen einen trefflichen Gelehrten und sehr werthen Freund, Herrn Professor Jahn, in besonderer Beziehung angelegentlichst zu empfehlen und ihm Ihre freundliche Theilnahme und Unterstützung zu erbitten.
Herr Jahn – welcher wohl schon früher Ihnen begegnet ist, ohne Ihre nähere Bekanntschaft zu machen – ist Profe[ssor] der Archaeologie an unserer Universität interessirt sich a[ber] sehr wesentlich für Musik, und hat darin ernste Studien gemacht. Er hat jetzt die Absicht, eine Biographie Beethovens zu schreiben, deren Verleger wir sein werden. In dieser Beziehung hauptsächlich wird er Ihnen seinen Besuch machen, und in dieser erlauben wir uns Ihre Güte für Ihn in Anspruch zu nehmen.
Sie haben, das ist bekannt, längere Zeit in Beethovens Nähe, jedenfalls vertrauter Nähe, zugebracht, und unter den Wenigen, welche noch persönliche Erinnerungen haben, stehen Sie sicher in erster Reihe. Herr Prof. Jahn hat die ernste Absicht, umfassende Studien für sein Werk zu machen, und so muß ihm viel daran gelegen sein, zu hören, zu erfahren, was Sie über Beethoven mittheilen können und wollen; sei es jetzt mündlich, oder später auf andrem Wege. Es wird seine Sache sein, sich bei Ihnen als ein Solcher einzuführen, dem Sie Ihr Wissen gern vertrauen; wir zweifeln nicht daran; so hoffen wir Ihrer freundlichen Theilnahme versichert sein zu dürfen, und sagen Ihnen im Voraus dafür den wärmsten Dank.
In großer Hochachtung

Ihr ganz ergebener
Breitkopf & Härtel
(Dr. Härtel)

Leipzig
am 16. Mai 1850.

Autor(en): Breitkopf & Härtel
Härtel, Hermann
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Beethoven, Ludwig van
Jahn, Otto
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1850051653

Spohr



Der letzte überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Breitkopf & Härtel an Spohr, 23.06.1847.

[1] „Schließt man den Brief Jemanden zur Uebergabe bei, so schreibt man auf die Adresse: ,Durch Inlage‘ – ,durch Beischluß‘ – ,durch Einschluß‘ – ,durch Güte‘ oft auch abgekürzt nur die Anfangsbuchstaben: d. I. – d. B. – pr. E. – d. G. –“ (Neuester und vollständigster deutscher Universal-Muster-Briefsteller, sowie österreichischer Privat-Geschäfts-Secretär, welcher alle im bürgerlichen Leben vorkommenden schriftlichen Aufsätze zu verfassen lehrt, Bd. 1, o.O. [1842], S. 124).

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Wolfram Boder (28.03.2023).