Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Freiburg d. 25ten Februar
1850.

Geehrter Herr Komponist!

Ihre Antwort auf meinen Brief habe ich früher erhalten als erwartet.
Mit Bedauern habe ich Ihr Unglück in Ihrem Briefe sowohl als auch in den Zeitungen gelesen. Wie Sie mir schreiben sind Sie, zu meiner großen Freude, wieder auf dem Wege der Besserung. Möge Ihnen Gott Ihre volle Gesundheit wieder geben, Sie verdienen es, – Sie sind ein edler Mann! Möge er noch lange weilen lassen einen Menschen in dem Schoose der Menschheit – denn sie hat davon wahrlich nicht zu viel!
Ihr Brief hat mich mit großer Freude erfüllt und ich statte Ihnen in den verbindlichsten Worten meinen herzlichsten Dank ab für Ihre Güte und für Ihre Theilnahme an mir.
Mein vorgerücktes Alter und mein heißes Verlangen wo möglich in der Tonkunst noch Etwas zu leisten, haben mich bestimmt, an Kompositionen zu schreiten, denen ich noch nicht gewachsen bin.
Ich sehe den Unsinn ein und werde Ihrem Rathe nachzukommen suchen und mit Einfachem beginnen. Das Gefühl, das Wohlwollen eines so großen Mannes zu besizen, und der Gedanke von „ihm“ zur Thätigkeit in der Musik aufgefordert zu werden, wird mir ein Sporn sein zur unermüdlichen Anstrengung.
Das erste Geld, das ich mit Musik verdiene und und das mir zum freien Gebrauch übrig bleibt, soll zu meiner Reise nach Kassel bestimmt sein, um mich bei Ihnen persönlich zu bedanken; und das erste, etwas bedeutende Werk, das mir gelingt, – es soll meinem Spohr gewidmet sein!
Indem ich Sie bitte, im Falle ich später noch einmal mit einer Komposition mich an Sie wende, dießelbe Aufmerksamkeit zu schenken und indem ich mich nochmals bei Ihnen auf's verbindlichste bedanke, nehme ich hiemmit, bis auf Weiteres, von Ihnen Abschied.
Mein Geist weilt, während ich diese Worte schreibe, bei Ihnen, er nimmt Abschied von Ihnen und ruft Ihnen zu:

„Leben Sie wohl, mein Spohr, seien Sie glücklich und denken Sie zuweilen auch an den
Sie aufrichtig liebenden
F. Keppner,
der auch Ihnen manche Stunde süßer Erinnerung widmen wird.“

Autor(en): Keppner, Franz Joseph (Sohn)
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1850022546

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Keppner, 19.02.1850. Der nächste Brief dieser Korrespondenz ist Keppner an Spohr, 22.09.1850.

Kommentar und Verschlagwortung, sofern in den Anmerkungen nicht anders vermerkt: Wolfram Boder (25.09.2019).