Caroline von der Malsburg an Louis Spohr in Kassel

Eisenberg den 9^t November
1849

Hochverehrter Herr Capellmester!

So eben empfange ich Ihren in so vieler Hinsicht sehr lieben Brief und beeile mich Ihnen zu sagen daß es mir eine wahre Freude sein wird, meinen Flügel einmal in einem großen Lokale und zwar von den Künstlerhänden des jungen Tivendell’s zu hören. Das viele Schöne, bekannte wie noch unbekannte, was Sie mir in Aussicht stellen, erfüllt mich um so mehr mit Entzücken, als ich jeden Kunstgenuß dieser Zeit(???) so lange entbehrte, und es mir recht schwer geworden den heutigen Quartetten, die wahrscheinlich in diesem Augenblick in hohem Gange sind, zu entsagen.
Wir kommen Montag zur Stadt und hoffentlich zeitig genug wenn wir mit Packen fertig werden, um bei der Conzert-Probe gegenwärtig sein zu können. Ich freue mich unbeschreiblich auf Dienstag Morgen und den lieben Amtsrath nach so langer Zeit einmal wieder in Cassel zu sehen, ist mir auch sehr angenehm. Malsburg empfiehlt sich Ihnen, und mit mir der lieben Marianne angelegentlichst.
Mit innigster Verehrung

Ihre ganz ergebene Caroline Malsburg