Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Eisenberg d. 8ten Juny 1849

Sie sind unendlich gütig, theuerer Herr Kapellmeister, nicht allein einen Theil Ihrer kostbaren, edeln Zeit dem Unterricht des August Zeis zu widmen, sondern auch seines weitern Fortkommens sich so thätig anzunehmen, und nur Ihnen hat er es zu verdanken daß mein Mann sich veranlaßt gefunden, ihm schriftlich bis zu seiner hoffentlich recht baldigen Anstellung wieder eine monatliche Unterstützung zu versprechen, wodurch ihm Gelegenheit gegeben wird, sich selbst durch Vorzeigung dieses Blattes um die Theilnahme andrer Wohlthäter zu bemühen, da an die frühere Art und Weise wie ich mich dieser schwierigen Sache angenommen, aus vielen Gründen mit deren Ausführung ich Sie nicht belästigen will, jetzt nicht mehr zu denken ist. Ich habe jedoch an Fräulein Osterhausen geschrieben, daß sie die Gräfin Auguste1 ersucht, ihren frühern Beitrag ihm zukommen zu lassen; dies ist aber Alles was ich für ihn thun kann und wüßten Sie, lieber bester Herr Kapellmeister, alle Beweggründe die mich so handeln lassen, so würden Sie gewiß vollkommen mit mir einverstanden sein. Gesprochen habe ich ihn nicht was er auch keinesweges erwarten konnte, da er durch Frau v. Heppe nur zu gut weiß, daß nur dann ich ihn sehen werde, wenn er seine empörende Undankbarkeit, sowohl gegen Pfarrer Knöpfel, der ihn jahrelang unterrichtet und ihn wie sein eigenes Kind in seinen Familienkreis aufgenommen, als auch gegen seine Pflegeeltern, Herr u. Frau Sander2, bereut und sich deren Verzeihung wieder zu erwerben sucht. Daß dies nicht schon längst geschehen ist mir ein nur zu klarer Beweis, daß nur das Interesse und nicht sein Herz ihn zu mir führt.
Die Adresse an Whittles ist wie im vorigen Jahr: Hôtel de la Bose. Dies nebst den herzlichsten Empfehlungen an die liebe Marianne. Seit jenem Brief von Margarethe3 an Malsburg haben wir noch nichts wieder von unsern englischen Freunden gehört, was mich sehr wundert und beinah fürchten läßt, daß vielleicht ein Brief von Margareth bei irgend einem Bäcker in Cassel liegen geblieben, oder gar aus dem Milchwagen, unsere einzige Brief- und andere Post, auf die
Veckerhager Straßen gefallen. Mein Mann empfiehlt sich herzlich und mit ihm der frohen Hoffnung leben, Sie verehrtester Herr Kapellmeister, noch vor Ihrer Abreise nach Karlsbad hier auf unsern stillen Eisenberg zu sehen, empfiehlt sich Ihnen

Ihre Sie innigst verehrende Caroline Malsburg

Autor(en): Malsburg, Caroline von der
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Heppe, Amalie von
Knöpfel, Philipp
Malsburg, Wilhelm von der
Osterhausen, Ernestine von
Sander, Johann Hermann
Taylor, Margaret
Whittle, James
Whittle, Kate
Ysenburg-Wächtersbach, Augusta zu
Zeiss, August
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1849060830

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist vermutlich Malsburg an Spohr, 02.10.1848. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Malsburg an Spohr, 09.11.1849, aus dem sich noch ein derzeit verschollener Brief von Spohr an Malsburg erschließen lässt.

[1] Die spätere Augusta Fürstin zu Ysenburg-Wächtersbach.

[2] Sicherlich der Violinist in der Hofkapelle Johann Hermann Sander und seine Frau.

[3] Margaret Taylor (Schwester von Kate Whittle).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (16.07.2021).