Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.4 <18490605>
Druck 1: J[ohann] L[ewalter], [Laudatio auf Frederik Tivendell], in: Hessenland 7 (1893), S. 226f., hier S. 227 (teilweise)
Druck 2: Johann Lewalter, „Frederik Tivendell †“, in: Neue Musik-Zeitung 32 (1911), S. 498f., hier S. 499 (teilweise)
Druck 3: Johann Lewalter, „Erinnerungen an Frederik Tivendell”, in: Hessenland 41 (1930), S. 114ff., hier S. 115 (teilweise)

Sr. Wohlgeb
Herrn Musikdirector
Moritz Hauptmann
Cantor an der Thomas-
Schule
in
Leipzig.
 
frei
 
 
Cassel den 5ten
Juni 1849.
 
Geliebter Freund,
 
Da wir heute über 14 Tage von hier abreisen, also den 20sten Abends in Leipzig eintreffen werden, so wünschte ich vorher zu wissen, so wünschte ich vorher zu wissen, ob wir Sie in Leipzig treffen werden, wie uns Ihr letzter Brief hoffen ließ, weil ich in diesem Fall einige Tage dort zu verweilen gedenke. Daß ich Ihnen dann einiges von meinen neuen Sachen mögte zu hören geben, ist natürlich; ich frage daher auch noch an, ob Ihre musikalischen Notabilitäten, David, Joachim, p.p. und unter den Zuhörern, die ich mir wünsche, Schumann, Moscheles u.s.w. wohl auch anwesend seyn werden? Ob wir namentlich das neue Doppelquartett werden gut besetzen können, was concertirender in allen 8 Stimmen ist, wie die frühern und daher keine schlechten Mitwirkenden verträgt. Dieses Doppelquartett und ein neues Quartett sind soeben bey Luckhardt erschienen. Am Sextett wird gerade1 jetzt gearbeitet, so daß ich die Stimmen davon2 leider nicht werde mitbringen können.
Am Pfingsttage gaben wir ein Concert im Theater, was ziemlich zahlreich besucht war.3 Tivendel spielte mein neues Clavierquintett und eine Fantasie von Thalberg4 ganz meisterhaft. Im zweiten Theile wurde nach einer 4-5jährigen Pause einmal wieder „die Weihe der Töne“ aufgeführt. Sie ging ganz vortrefflich, wie denn überhaupt unser Orchester jetzt, namentlich in den Blasinstrumenten, so vorzüglich ist wie früher noch5 nie! Nur noch einige gute Geiger mögte ich haben. So lange aber die Stände dem Kurfürsten noch mit Schmälerung der Civilliste bedrohen, wird all mein Solicitiren dieserhalb nichts helfen!
Doch ich schließe und erspare alles Übrige der mündlichen Unterhaltung.
Herzliche Grüße an Ihre liebe Frau. Wie immer ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr



Der letzte belegte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hauptmann, 22.04.1849. Der nächste überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Hauptmann an Spohr, 01.07.1849.
 
[1] „gerade“ über einer unleserlich gestrichenen Silbe eingefügt.
 
[2] „davon“ über der Zeile eingefügt.
 
[3] Vgl. „Aus Cassel“, in: Neue Zeitschrift für Musik 31 (1849), S. 32f. und 38f., hier S. 33.
 
[4] Dem Konzertbericht zufolge die Fantasie über Themen aus Moses von Rossini.
 
[5] „noch“ über der Zeile eingefügt.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.01.2017).