Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Kensington
den 9ten März 1849.
Geehrtester Herr Kappellmeister.

Für Ihre freundlichen Zeilen des 5ten V. M. habe ich das Vergnügen Ihnen auf’s herzlichste zu danken. Daß ich meinen Wunsch meine Sinfonie noch in diesem Jahre in Deutschland aufgeführt zu haben mir nicht gewährt worden ist, habe ich allein der Faulheit wenn nicht der Unfreundlichkeit meiner Freunde in Leipzig zu verdanken. Denn obwohl ich anfang’s October das Stück dort hinschickte und um eine baldige Entscheidung bat, ließen die Herrn mich mehr als drei Monate ohne Antwort, so daß bis ich Hauptmann’s Brief erhielt, es mir ganzu unmöglich war zu erfahren ob Sie die Partitur erhalten hätten oder nicht.
ich besitze meine OriginalPartitur des Stückes und sollte sich hier eine Gelegenheit finden die Sinfonie1 aufführen zu lassen so brauche ich die Abschrift die Sie haben nicht; es wird mir daher sehr lieb seyn es bis zum Winter in Ihren Händen zu lassen, und für Ihre gütige Anerbietung es im Winter zu geben nehmen Sie nochmals meinen verbindlichsten Dank.
Bey Breitkopf und Härtel2 erscheint ein neues Streichquartet von mir; wollen Sie mir gütigst die Ehre erlauben dieses Ihnen zueignen zu dürfen? ich hoffe Sie werden einen Fortschritt darin finden. ich bin im vorigen Jahre ziemlich fleißig gewesen denn außer der Sinfonie habe ich eine 4 händige Sonate, obiges Quartet, einen großem Psalm mit Orchester und Chor, eine Ouverture zu Tiecks Genoveva, und zulezt sogar ein Violin Concert geschrieben. Seyn Sie nicht über meine Anmaßung ein Violin Concert geschrieben zu haben, gar zu sehr erschrocken!! ich werde es wahrscinlich an Bott schicken und bitten um Ihre gütige Nachsicht wegen aller Unbequemlichkeiten die darin enthalten sind.
Angenehm wie es mir stets ist Ihnen schreiben zu dürfen so muß ich jetzt aufhören. Ihnen nochmals herzlich dankend für Ihre lieben Brief, und mit den freundlichsten Grüßen der Meinigen, denen ich mich herzlichst anschließe, für Sie Ihre Frau und Miss Taylor

Verbleibe ich, lieber Herr
Kappelmeister
Ihr dankbar ergebener
Charles Edward Horsley



Dieser Brief ist die Antwort auf den derzeit verschollenen Brief Spohr an Horsley, 05.02.1849. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Horsley an Spohr, 09.12.1850.

[1] Hier gestrichen: „auffuh“.

[2] Hier gestrichen: „er“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (27.07.2020).