Christian Carl Kühn an Louis Spohr in Kassel

Ew. Hochwohlgeboren

Muß ich sehr um Verzeihung bitten, daß die Zurücksendung des letzten Aktes der „Kreuzfahrer“ sich so lange verzögert: es hat am Ausschreiber gelegen. Vergangenen Freitag war das Concert und die Wirkung der Arie des „Balduin“, so wie des darauffolgenden Tückenchor war gewaltig, wie das bei Würzburgs intelligentem Publikum nicht anders zu erwarten war: italienisches Geklingel findet hier keinen Anklang!
Ferner noch wurde aufgeführt: Davids „Wüste“ und darauf sang ich noch die Arie des „Hugo“ aus „Faust“.¹ Chor u. Orchester waren sehr präcis. Nächstens auch werde ich Ew. Hochwohlg. liebliche „Jessonda“ zur Aufführung bringen, da Herr Direktor Bürchl mich mit der Leitung des Geschäftes betreut hat. Es ist mir dies um so lieber, da man hier einer geläuterten Richtung folgen darf. Im anderen Falle wurde ich diese Stellung nicht angenommen haben.
Für Ew. Wohlgeboren Güte meinen herzlichsten Dank sezend und ein schaffenreiches, langes Leben wünschend

zeichnet mit aller Hochachtung
ergebenst
C. Kühn ^../.²

Würzburg am 3 Decembr.
1848