Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sehr geehrter Herr!

Mein Name dürfte gewiß bei Ihnen der Vergeßlichkeit anheimgefallen seinn, wenn ich nicht so glücklich wäre unter die Zahl Ihrer Schüler verzeichnet zu sein, und erlaube ich mir in Folge dessen mich Ihrem Gedächtniße zurückzurufen. Wiewohl Familien-Verhältniße mich dazu gezwungen haben den Kaufmannsstande mich zu widmen, so ist die Kunst, durch Sie verehrter Herr in mir geweckt, doch stets das verherrschende Element bei mir geblieben, und meine dem Hummel sei Dank, wiewohl erst in letzterer Zeit sorgenfreien perkunjären Verhältniße gestatten es mir, namentlich der Composition in meinen Erholungsstunden mich hingeben zu können. Es ist wahrlich nicht Eitelkeit von mir, sondern der wahrhafte Wunsch, durch irgend ein Zeichen der frühern so glücklichen Zeit, meine Liebe und Verehrung für Sie zu erkennen zu geben, und erlaube ich mir demnach diese dadurch auszudrücken, daß ich eines meiner schwachen Werke Ihnen dedicire, hoffend, daß Sie verehrter Meister es mir erlauben werden, gleichzeitig mein Titelblatt mit Ihrem Namen schmücken zu dürfen, so wie es mir überaus angenehm sein würde, unverholen von Ihnen zu erfahren, ob beigehendes Quartett der Herausgabe werth ist

Mit vorzüglicher Hochachtung und Ergebenheit

./. 1 Adolph Fischel.

Königsberg / Pr den 13 Octber 1848

Autor(en): Fischel, Adolph
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Fischel, Adolph : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 42
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1848101340

Spohr



Spohr beantwortete diesen Brief am 30.10.1848.

[1] Bei dem Zeichen „./.“ handelt es sich um einen freimaurerischen Zusatz zur Unterschrift (vgl. Philippe A. Autexier, Lyra Latomorum. Das erste Freimaurerliederbuch. Masonica über Haydn Mozart Spohr Liszt, pdf-Version nach dem Typoskript im Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth, S. 339f. und 348).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (13.07.2022).