Christian Carl Kühn an Louis Spohr in Kassel

Sehr geehrter Herr General-Musikdirektor!

Da es doch wohl schwerlich für unsere hiesigen Theater-Verhältniße angehen wird Ew. Wochwohlg. Oper: „die Kreuzfahrer,“ zur Aufführung zu bringen, ich aber dem Ausschuße hiesiger Liedertafel so viel Rühmliches davon berichtet habe, so hat derselbe mich aufgefordert, Ew. Hochwohlgeb. zu bitten: daß Sie so gefällig wären, auf Kosten hiesiger Liedertafel die Arie des „Balduin,“ u. die darauf folgende Chorscene des letzten Aktes, in Partitur gefälligst ausschreiben zu laßen. Da derselben den Wunsch aller Gesellschafts-Mitgliederd, in Ausführen bringen möchte, dieselbe am baldigen Stiftungsfeste zur Aufführung zu bringen!
Um Kosten zu ersparen – wenn Ew. Hochwohlgeb. die Gefälligkeit der Unterstütztung haben werden – bittet ferner der Ausschuß: wäre es am bequemsten, Postvorschuß auf die Partitur und den Clavierauszug besagter Scene zu nehmen, und dieselbe an „den Ausschuß der Würzburger Liedertafel“ gefülligst adreßiren zu laßen.
Daß ich mir alle Mühe geben werde die „Arie“ nach der Intention Ew. Hochwohlgeb. vorzutragen, konnen Sie versichert sein, da sie mir auch, wie ein schönes Leben aus Cassler Vergangenheit herüberklingt. –
Ferner noch möchte ich Ew. Hochwohlgeb. bitten mir gefälligst bemerken zu wollen wo der Clavier-Auszug der Oper erschienen um mir denselben anschaffen zu können.
Der Erfüllung meiner sehnlichen Bitten entgegen sehend, zeichnet

mit aller Hochachtung
Ew. Hochwohlgeb.
ergebenster
C. Kühn ^../.¹

Würzburg a 29 Sptmbr
1848.