William Batchelder Bradbury an Louis Spohr in Kassel

Leipsic June 27th 1848

An Herrn Doctor Spohr,

Geehrter Herr,

Entschuldigen Sie,
daß ich die Freiheit nehme diesen Brief, als ein Fremder an Sie zu richten. Ich bin von New York, und ungefähr acht Monate lang beschäftigt gewesen, bei Herrn Prof. Hauptman, hier, Composition, u.s.w. zu studirn. In folge des Herrn Prof. Hauptman's Krankheit, bin ich genöthigt gewesen meinen Stunden seit langer Zeit aus zu setzen. Was ich nun besonders von Ihnen zu erfahren wünschte, ist, ob, wenn ich mich entschließen sollte mit meiner familie während der Sommermonate nach Cassel mich zu begeben, ich den Vortheil Ihres wertvollen unterrichts in composition erhalten könnte. Ich habe auch vernommen daß Sie Englisch verstehen und sprechen. Ich kann nur sehr wenig Deutsch sprichen; jedoch genug, ich denke meine Lehrer zu verstehen.
Seit den letzten sieben Jahren bin ich beschäftigt gewesen, Kirchen Musik und auch Musik für Kinder zu componirn und heraus zu geben; und bin jetzt nach Deutschland gekommen, um mich in derselben Kunst zu vervollkommnen. Eine baldige Antwort von Ihnen auf das Obige werde
dankbarst empfangen werden von Ihrem ergebenen Diener
William B. Bradbury
Adr. 1 König Strasse
bei Carl Shubert

N.B. Ich wollte Sie bitten diesen meinen ersten deutschen Brief zu entschuldigen, welchen ich mit der Hülfe meines Lehrers geschrieben habe.
W.B.B.