Autograf: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main (D-F), Sign. Mus. Autogr. L. Spohr A 4

An
Frau Kammusikus
Minna Müller geb.
Gerson in
Braunschweig.
 
franco.
 
 
Cassel den 24sten
Febr. 1848
 
Hochgeehrte Frau,
 
Sehr gern werde ich Ihnen einige Briefe nach Holland geben und zwar an Personen von denen ich hoffen darf, daß sie Ihnen nützlich seyn werden. Auf das ernstlichste möchte ich Ihnen aber abrathen,1 nach London oder Paris zu gehen, da dort für reisende Künstler durchaus nichts mehr zu gewinnen ist. Geht nicht ein europäischer Ruf voraus, so bringt der Künstler nicht einmal ein Concert zu Stande, und die Concertkosten und die des Aufenthalts sind enorm! Beschränken Sie lieber Ihre Reise auf Holland, wo noch einigermaßen Aussicht auf Erfolg ist. Nur wundert es mich, daß Sie Ihre Reise so spät beginnen, da die günstigste Zeit zum Concertgeben bereits vorüber ist! So wie der Frühling beginnt, ist auch die Concertsaison in Holland zu Ende, und ich mögte niemand rathen, dann noch Concerte geben zu wollen.
Bevor ich die Briefe schreibe wünschte ich über die Leistungen Ihrer Kinder etwas näheres zu erfahren. Der älteste ist allso Pianist? was für Sachen hat er öffentlich gespielt oder eingeübt? Vom zweiten schreiben Sie gar nichts. Was für ein Instrument spielt er und ist er bereits öffentlich aufgetreten? Ich hätte dieß gern von der Dame erfragt, die Ihren Brief mitgebracht hat; sie hatte ihn aber hergeschickt während ich nicht zu Haus war und so habe ich ihre Wohnung nicht erfahren können.
Für Ihre freundliche Blumenspende meinen besten Dank!
Mit vorzüglicher Hochachtung
 
Ihr
ergebener
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Müller, Minna
Erwähnte Personen: Müller (1. Sohn von Minna und Gustav Müller)
Müller (2. Sohn von Minna und Gustav Müller)
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: London
Paris
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1848022415

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Müller an Spohr, 20.02.1848.
 
[1] Hier gestrichen: „nicht”.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (05.10.2016).