Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Geehrter Herr Kapelmeister!

Erlaube Sie mir, mich Ihnen ins Gedechtniß zu rufen. Im Jahre 1832. namen Sie Sich einer Unglücklichen Polin an durch ein Emfelung Schreiben daß überal hoch respektir würde, und wo ich es auch vorzeigte freintlich auf genommen wurde, und ich Stoltz war ein solches Schreiben zu besitzen vor dem sich ein jeder beigte, trieb mich immer mehr und mehr zu Arbeit dessen wert zu machen.
So war ich bis 1840. in verschidnen Gegenden gewesen, werender Zeit stieg aber die Sehnsucht nach meinem Vatelande immer mehr und mehr, ich richtete meine tuhr nach dieser Seite passirte die Grenze, aber hatte daß Unglück in der Stadt Wielun daß der Kommandant von der Sandarmeri ein Argwenischen Gedanken warf, und ließ mich anstadt frei nach Warschau nach Kiof bringen von dort nach Moskau von dort nach Kostroma, wo ich im Spitahl den Doktor Haterowiez(???) aus Wilnau kennen lernte, der mich so gleich in seine behausung bringen ließ, u durch seine vohr sprache beim Guverneur Sukof in Jhare1 1844. die freiheit bekamm in mein Vaterlant zu riek zu keren, so machte ich die 400 Meilen von Kostroma bis nach Warschau in genug kurzer Zeit, aber ein Romatis2 in den Augen den ich bei der Strengenkelte auf den hin Reise bekamm brachte ich mich, mit wenigen erfog keiten(???) so lange unsre Erdte [???], ich nam den Weg(???) hie her und bin in der besserung(?), eben daß theure leben in Berlin hatt mir die Narung(???) verdorben, schon habe ich 10 Rth[???] Schulden und kann nicht fort zu Ihnen folgen sie dem Getlichen beispiele erhabener Freund der Leidenden Menschlichkeit u helfen Sie mir aus der stellung, ich komme so gleich u werde ab spielen. Hir war ich bei Hrn Kapelmeister Hennich, sie3 beliebten zu sagen hir ist kein mittel vir mich, Sie geehrter Herr werden sagen warum ich hir nicht […]4 verlangt mehr daß die Augen jetzo nicht erlauben, für speter, ich wer[de] dem Berlin nicht schenken.
Des wegen Schreibe ich an Ihn weil ich Glaube es ist nur ein Mensch auf der Welt u zu dem trug mich meine fantasi, recht bald sehe einer gütigen Antwort entgegen.

Ihre
dankbare
Karoline Przyremb[el]

Perlin d 21/2 48
Wohnhaft bei Frau Geheime Sekretären Jenichen
Augustsrase No 62

Autor(en): Przyrembel, Karoline
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Henning, Carl Wilhelm
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kiew
Kostroma
Moskau
Warschau
Wieluń
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1848022145

Spohr



Das letzte überlieferte Schriftstück dieser Korrespondenz ist das zu Beginn dieses Briefs erwähnte Zeugnis von Spohr für Przyrembel, 27.04.1832. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Przyrembel an Spohr, 12.04.1848.

[1] Sic!

[2] Rheumatismus???

[3] Offensichtlich Carl Wilhelm Henning.

[4] Textverlust durch Ausriss.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (11.07.2022).