Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Seiner Hochwohlgeborenen
Dem Herrn General-Musik-Director
Dr Spohr
Mehrerer hohen Orden Ritter
zu
Cassel

frco.
Es wird um gefällige
beschleunigte Abgabe
gehorsamst gebeten.1


Catlenburg am 20sten Februar 1848.

Im Fluge, mein innigst verehrtester Freund! zu wo möglicher Verhütung Ihrer wohlwollenden Bemühung die Nachricht, daß die heutige Post sowohl das 11te Concert, als auch die Orchester-Stimmen des Potpourri aus Jessonda von Hannover gebrach[t] hat, und wir nun also für beide noch anstehende Northeimer Abonnements-Concerte außer Verlegenheit sind.
Gestern-Abend war Kömpel in einer musikalischen Soirée bei vH[e]demann's in Northeim, wohin auch meine Frau Ihn begleitete. Deren Programm war: 1.) Ihr wunderherrliches d Moll-Solo-Q[uar]tett, vorgetragen von Kömpel und den drei Gebrüdern Krüger, 2.) Ihr Potpourri über Mozartsche Thema's2, – Kömpel und Lieutenant Kettler von den Garde-Cuirassiren (nach Kömpels Bericht von diesem ausgezeichnet gut excoutirt) 3.) Piano-Trio von Hummel, – Kettler, Kömpel und Krüger, 4.) Piano-Quintett von Hummel, – Kettler pp, 5.) die f Dur Sonate von Beethoven, – Kettler und Kömpel, 6.) Concertirende Variationen von Reissiger, – Kettler und Kömpel!
Sie werden schon aus diesem Programm entnehmen, daß dergleichen hier leider erst um 8 beginnenden Soiréen die volle Mitternachts-Stunde erreichen!! indessen waren meine Frau wie Kömpel selbst sehr erbaut von diesem Abende.
Am Dienstag, – wo Vormittags an solchen Wochentagen zugleich stets keine(?) Orchester-Proben in der Garde-Cuirassier-Caserne verlaufen, – ist Er wiederum zu einer Quartett-Parthie bei Lieutenant Schwencke eingeladen, wo Er unter andern Ihr es Dur Solo-Quartett spielen wird. –
An mir, noch immer an meine Schmerzenslage gefesselt, geht dieses alles leider vorüber!!
Auf das Innigste

Ihr
dankbarster Verehrer
CFLueder.



Der letzte überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, bis 19.01.1847. Der nächste erschlossene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Lueder, 22.03.1848.
Der Brief ist von der gleichen Hand geschrieben wie Lueder an Spohr, 26.11.1845. Nur Grußformel und Unterschrift am Schluss des Briefs sind eigenhändig.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „CATLENBURG“ mit handschriftlichem Zusatz „20/2“; links unter dem Adressfeld befindet sich der Stempel „D 1 / 21 2“.

[2] Op. 114 in der Klavierversion.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (14.09.2021).