Autograf: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,281
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 341 (teilweise)

Sr. hochwohlgeb.
Herrn Generalmusikdirektor Dr. Spohr
Cassel
in Hessen

frei


Frankfurt, 17 Feb 1848.

Verehrter Freund!

Herr Caspari, erster Tenorist am hiesigen Theater beabsichtigt in Cassel Gastrollen zu geben und hat deswegen Schritte bei der dortigen Intendanz eingeleitet. Da ich mich nun für Herrn Caspari sehr interessire, da er ein ausgezeichneter fleißiger Sänger und Musiker und ein sehr anständiger Mensch ist, so bitte ich Sie seinen Wunsch zu unterstützen. Herr C. bestitzt eine selten hohe Tenorlage, weiß schön und correct vorzutragen und ist durch u. durch musikalisch, spielt dabei sehr schön Clavier. Fordern Sie ihn auf einige Lieder prima vista zu singen u. Sie werden Ihre Freude haben.
Von meiner Tochter in London habe ich gute Nachrichten; sie wohnt jetzt bei Taylors und befindet sich dort sehr behaglich; sie hat mir in ihrem letzten Briefe aufgetragen, Sie und Ihre liebe Frau herzlich zu grüßen.
Gewiß sind Ihnen die 3 gestochenen Streichquartette von Cherubini bekannt. Nun habe ich erfahren daß in seinem Nachlaß sich noch 3 Quartette als Manuskript befinden sollen; ich habe mich deshalb an die Wittwe Ch. gewandt und angefragt ob sie dieselben einem deutschen Verleger überlassen wolle. Sie antwortete, daß außer den 3 Quartetten auch noch ein Streichquintett sich vorfand, u. daß sie allerdings geneigt sei diese Werke einem Verleger zu überlassen, nur will sie kein Honorar verlangen, erwartet aber ein Gebot. Ich habe mich deswegen an Breitkopf & Härtel gewandt u. bin begierig, ob sie darauf eingehen wollen. – Es würde mir eine große Freude machen, wenn die Sache zustande käme und Sie sollen sogleich vom günstigen Erfolg unterricht[et] werden. –
Wie alle haben den Winter in guter Gesundheit verbracht; ein Gleiches hoffen wir von Ihnen u. den Ihrigen. Mit den herzlichsten Grüßen, unwandelbar

Ihr treu ergebener
WmSpeyer.

Autor(en): Caspari, Friedrich
Speyer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Caspari, Friedrich
Cherubini (Witwe)
Speyer, Antonie
Taylor, Edward
Erwähnte Kompositionen: Cherubini, Luigi : Quartette, V 1 2 Va Vc
Erwähnte Orte: London
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Stadttheater <Frankfurt am Main>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1848021732

https://bit.ly/

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 12.06.1847. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 28.08.1848.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (14.03.2016).

Frankfurt, 17. Februar 1848.

... Gewiß sind Ihnen die drei gestochenen Streichquartette von Cherubini bekannt. Nun habe ich erfahren, daß in seinem Nachlaß sich noch drei Quartette als Manuskript befinden sollen. Ich habe mich deshalb an die Witwe Cherubinis gewandt und angefragt, ob sie dieselben einem deutschen Verleger überlassen wolle? Sie antwortete, daß sich außer diesen drei Quartetten auch noch ein Streichquintett vorfand, und daß sie allerdings geneigt sei diese Werke einem Verleger zu überlassen, nur will sie kein Honorar verlangen, erwartet aber ein Gebot. Ich habe mich deswegen an Breitkopf & Härtel gewandt und bin begierig ob sie darauf eingehen wollen. Es würde mir eine große Freude machen, wenn die Sache zustande käme und Sie sollen sogleich vom günstigen Erfolg unterrichtet werden ...