Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.2 <18471231>
Beleg: Autographen. Historische Autographen, literarische Autographen, Musiker, Schauspieler und bildende Künstler, Stammbücher. Versteigerung am 20., 21. und 22. Oktober 1926 (= Katalog Liepmannssohn 48), Berlin 1926, S. 174f.

Breslau d. 31 Dezember 1847.
 
Hochverehrter Freund und Gönner!
 
Indem ich Ihnen ein recht fröhliches neues Jahr zu Ihrer und der Ihrigen Freude, sowie zum Segen für die Kunst wünsche, erwidere ich auf Ihr liebes Schreiben ergebenst, daß Ihr Reiseplan für den nächsten Sommer hier die allgemeinste Freude erregt hat. Meine eigenen Empfindungen brauche ich wohl nicht erst zu schildern; glücklich würde es mich machen, dürfte ich an die Erfüllung Ihres Planes so recht fest glauben; möchten0 daher keine für Sie wichtigere Beweggründe obwalten, welche am Ende unsere Freude zu Wasser machten.
Mit einigen wenigen Tagen Ihrer Gegenwart hier ist es indessen nicht abgemacht; denn wir müssen doch der Kunst und der Natur leben. Ehe denn nur Orchester- und Quartett-Kompositionen probirt und gegeben0a, ehe unsere Ausflüge in das schöne Gebirge gemacht sind, wird immer einige Zeit darüber vergehen. Auf Ihre neuen Kompositionen freue ich mich sehr, doch lasse ich wegen früherer auch einige Wünsche laut werden. Ihr schönes Doppelquartett in e-moll, das Quartett in Es op 58, (mein Leibstückchen, von dem ich die Originalpartitur besitze), Ihr Concertino in e-moll, das Quartettconcert (für mich neu) können0b nicht außer Acht gelassen werden; was Sie uns sonst noch geben wird freudig angenommen. Erlaubt es irgendwie der Sommer-Zustand unseres Theaters so müssen Sie Faust oder Jessonda dirigiren; das wird ein Jubel sein. Bis dahin schreiben wir uns ja hoffentlich noch einigemale. Meine Orgel ist jetzt so schön restaurirt, ich will Ihnen dann auf meinem Instrumente zu zeigen mich bemühen, was man davon erwarten und herausbekommen kann. Für Ihre Aufnahme soll nach unseren schwachen Kräften bestens gesorgt sein. Hr. Neumann habe ich besucht, er sagte mir, daß er sich ohnedieß schon vorgenommen, seinen Verpflichtungen bezüglich des Stundenhonorars bis Neujahr nachzukommen.1
Nun hochverehrter Freund, grüßen Sie Alles von mir auf’s herzlichste. Ihre Briefe 532 an der Zahl habe ich jetzt in einem Bande vor mir, möge er noch viel voluminöser werden.
Hochachtungsvoll
 
Ihr dankbarer Verehrer
A. Hesse.

Autor(en): Hesse, Adolph
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Neumann, J.G.
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Doppelquartette, op. 87
Spohr, Louis : Faust
Spohr, Louis : Jessonda
Spohr, Louis : Konzerte, Vl Orch, op. 92
Spohr, Louis : Quartette, V 1 2 Va Vc, op. 58
Spohr, Louis : Quintette, Vl 1 2 Va Vc Kl, op. 130
Erwähnte Orte: Breslau
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1847123131

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Spohr an Hesse, 11.12.1847. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Hesse, 28.02.1848.
 
[0] [Ergänzung 18.01.2022:] Hier gestrichen: „Sie“.
 
[0a] [Ergänzung 18.01.2022:] Hier gestrichen: „sind“.
 
[0b] [Ergänzung 18.01.2022:] Hier gestrichen: „nicht“.
 
[1] Vgl. J.G. Neumann an Spohr, 01.01.1848.
 
[2] Demnach sind alle Hesse zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Briefe Spohrs vollständig überliefert.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (15.04.2016).