Emil Drescher an Louis Spohr in Kassel

Wohlgeborner,
Hochgeehrtester Herr Generalmusikdirektor!

Ich bewerbe mich soeeben um die Stelle eines Direktors u. Oberlehrers an der hiesigen Bürgerschule, gen. Musterschule, und habe durch den Herrn Bürgermeister D^r Harnier erfahren, die Herren D^r med. Spiess u. Alexander Bernus, welche im Verwaltungsrathe gewichtige Stimmen haben, seien Ihnen besonders befreundet, weshalb ich mir die Freiheit nehme, auf diese Annahme hin, Sie um einige empfehlende Zeilen an diese Herren gehorsamst zu ersuchen. Ich habe zugleich mit diesem an Ihren Hrn. Schwiegervater¹ eine ähnliche BItte gestellt und sämtliche Herren des betr. Wahlkollegiums genannt, und indem ich wohl annehmen darf, daß Ihnen diese für mich so wichtige Angelegenheit in einer gemüthlichen Abendstunde Mitgegenstand Ihrer Unterhaltung ist, erlaube ich mir, mich auf jenes Schreiben in Betreff der Details zu beziehen. Vielleicht kennen Sie auch einen oder andern von den übrigen dort genannten Herren. So z.B. dämmert es mir auf, es sei der Hr. Engelhard² derselbe, bei welchem Ihre Fräulein Schwägerin, Lina³ vergangenen Sommer logirte. Gewiß würde mir Ihre empfehlende Theilnahme von großem Nutzen sein, und ich hege die Ueberzeugunng, daß Sie mir diese um so begründeter zuwenden dürften, als Sie auch meinen früheren Vorsteher, Hrn Pfr. Sallmann, kennen, und dessen Ansichten über meinen Charakter und meine Berufsfähigkeit zu erfahren Gelegenheit haben. Ich würde mich glücklich preisen und aufs Neue zum regsten Streben angefeuert fühlen, wenn mir durch Ihre gütige Beihülfe Gelegenheit zu weiterem Fortkommen bereitet werden könnte. Der ich mit unbegränzter Verehrung verharre

Ew. Wohlgeboren
gehorsamster Diener,
D^r E. Drescher.

Frankfurt ^a/_m, 19. Dec.
1847.