Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Braunschweig den 4ten October 1847.

Geliebter Onkel!

Der mir so süße Zweck dieser Zeilen, den du gewiß nicht ahntest, ist – denke nur – kein anderer, als der, wie es einem gehorsamen Neffen zukommt, anzuzeigen, daß ich ein Bündniß für’s Leben mit einem lieben herzigen Mädchen geschlossen habe; sie heißt Henriette Uttermarck, ist eine Hamburgerin und gleicht äußerlich recht meiner Schwester Dorette1, an kindlicher Unschuld aber der guten seligen Therese2. Du, der so viel Schönes von der Liebe in all Deinen Dichtungen gesungen hast, wirst mir, hoffe ich, den – vielleicht etwas raschen Schritt gewiß am Ersten zu gut halten, ich rechne dabei auf den Beistand meiner lieben NIchte Antonie3, die meine Braut hier kennen lernte und erlaube mir nur noch hinzuzufügen, daß ich alle Kräfte nun doppelt anspannen werde, um die Eingehung der dauernden Verbindung recht bald möglich zu machen.
Wenn mein nächster Wunsch sich dabei erfüllt, so wird meine Henriette nach den kommenden 8 Tagen schon in das Haus des Onkels August4 aufgenommen werden, um sich dort, wo es dazu zureiche Gelegenheit giebt, noch mehr zur guten Hausfrau auszubilden; gewiß würde sich mir dann die Behauptung meiner lieben hiesigen Verwandten, daß der Bräutigamstand die schönste Zeit des Lebens sei, im vollsten Maße bestätigen. – Da ich glauben darf, daß die beikommenden Briefe alles irgend Interessante von hier genugsam berühren und übrigens nochmal auf die liebe Antonie mich beziehe, die Euch alles Nähere gewiß am Besten mittheilen kann, was ich dir noch über die Art, wie ich mit meiner Braut näher bekannt geworden und wie mich Antonie damit unbarmherzig gereitzt hat, bitte ich dich nur noch, der lieben guten Tante Marianne, die ja stets an meinem Schicksal so freundlichen Antheil genommen hat, Euren gegenwärtigen Pflegesohn Ludwig5 und allen andern lieben Verwandten dort mein Glück mitzutheilen. Wäre doch erst der gute Onkel Wilhelm6 von seiner schönen Reise zurückgekehrt! es betrübt mich, ohne daß auch er zugegen war in einer so wichtigen Angelegenheit entscheiden zu müssen und doch ließen die Umstände einen längern Aufschub nicht zu. Seine Zufriedenheit mit dem Geschehenen darf ich im Voraus mich überzeugt halten da zu meiner größten Freude ein Gleiches bei allen übrigen hiesigen Verwandten stattfand, als ich ehegestern Abend in ihrem Kreise mein Glück laut aussprechen durfte. Verzeihe den – ich weiß es nur zu wohl – höchst confusen Styl dieser Zeilen einem von tausend Gedanken so zerstreuten Brätigam und erhalte mir deine stets so reichlich mir zu Theil gewordnen Liebe doch ferner. Tausend herzliche Grüße von Tante und Cousinen an dich, Tante Marianne und alle Uebrigen

dein gehosamer Neffe
W. Krämer.

Autor(en): Krämer, Wilhelm
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Krämer, Dorette
Krämer, Henriette
Schmitz, Antonie
Spohr, August
Spohr, Ludwig
Spohr, Marianne
Spohr, Therese
Spohr, Wilhelm
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Braunschweig
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1847100430

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Krämer an Spohr, 11.08.1844.

[1] Dorette Krämer.

[2] Therese Spohr.

[3] Antonie Wolff, später verh. Schmitz.

[4] August Spohr.

[5] Ludwig Spohr.

[6] Wilhelm Spohr.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (03.05.2022).