Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Schucht:4
Hochwohlgeborner Herr,
Hochzuverehrender Herr General-Musikdirektor!
Die hochedele Gesinnung womit Euer Hochwohlgeboren schon so viele Künstler auch ihrer dornenvollen Bahn untersützt und rege geholfen haben, läßt mich auch diesesmal hoffen gütige Entschuldigun zu finden, daß ich es wage und eine ergebenste Bitte an Ew. Hochwohlgeb. richte.
Da die Musikdirektor- und Musiklehrerstelle beim hiesgen Militairchore und der Schule vakant ist und ich mich um diese Stelle beworben habe, so hat man von mir verlangt daß ich einige meiner Werke eines hier angestellten Mannes zur Prüfung übergeben möchte, oder ein Zeugniß von einem hochgeehrten Meister, wie Ew Hochwohlgeboren, zu bringen, ob ich auch die Fähigkeit erlangt habe diese Stelle begleiten1 zu können.
Zu der ersten gestelten Wahl habe ich mich vorläfig noch nicht entschließen können, indem jener Mann selbst noch nichts von Bedeutung geschaffen hat.
Darum wende ich mich vertrauungsvoll an Euer Hochwohlgeboren, mir doch die gütige Gewogenheit zu gewähren uund mir einige Zeilen darüber zu senden. Ew. Hochwohlgeb. haben zwar selbst nur noch wenig Werke von mir gesehen, doch werden Ew. Hochwohlgeb. mich schon darnach zu beurtheilen wißen, daß ich recht hinlänglich die Fähigkeit besitze, diese Stellen mit Ehren begleiten zu können.
Euer Hochwohlgeboren würden mich durch die gütige Erfüllung meiner ergebensten Bitte aus einer sehr betrübten Lage retten, denn nicht nur in artistischer sondern auch in pekujenairer2 Hinsicht würde mir Erlangung einer dieser Stellen erwünscht sein.
Genehmigen Ew. Hochwohlgeb. die Versicherung meines Herzens, daß ich mich stets mit der innigsten Dankbarkeit dieser edelen Gewogenheit erinnern womit Ew. Hochwohlgeb. mich schon in Caßel beehrten; und gewiß doch auch wohl für diesesmal hoffen, nicht umsonst an Euer Hochwohlgeb. allgemein verehrte Humanität apellirt zu haben; denn eine der der3 schwersten Lasten des menschlichen Lebens, – die Sorge ums tägliche Leben – welche allen Schwung der Phantasie hemmt und den Geist zerrüttet, würden dadurch von meinen Herzen genommen.
In tiefster Ehrerbietung verharrt Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebenster
J. Schucht
Wohnhaft bei dem
Schumachermeister
Winterstein4 in der oberen
Lohgaße.
Sondershausen am 26 September
1847.
Autor(en): | Schucht, Jean |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Winterstein, J.A.A. Winterstein, J.H. |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | Sondershausen |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1847092646 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schucht an Spohr, 17.02.1845. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Schucht an Spohr, 20.10.1848.
[1] Sic! Gemeint ist wohl „bekleiden“.
[2] Sic!
[3] Sic!
[4] Entweder J.A.A. Winterstein oder dessen Vater J.H. Winterstein.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.07.2020).