Marianne Spohr, Tagebuch von der Reise nach England im Sommer 1847
Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 2.2.11, Bl. 11v

Montag d. 19ten.

3 Uhr interessantes Concert der Beethoven Quartett Society, auf der Ankündigung und den Zetteln betitelt „Homage to Spohr“. Einladung dazu durch d. Vorstand Mr. Rousselot mit der Erlaubniß, daß Spohr einige Freunde mitbringen könne, worauf wir dann außer unsern Hausgenoßen und Ant. Speyer und Ch. Sillem zu ihrem großen Vergnügen mitnahmen. Sehr hübscher Salon, Harley Street, etwa 150 eingeladene und sehr entzückte Zuhörer. Die Musikstücke alle v. Spohr, aus verschiedenen Lebensperioden. 1) Quart. Gm, 2) Duo f. 2 Viol. (Joachim und Sainton), 3) Drittes Doppelquart., wo Spohr selbst spielte, und zwar ganz hinreißend wundervoll. Alles ging vortrefflich, aber beim letzten gerieth d. ganze Publikum in einen unerhörten Enthusiasmus über Composition und Vortrag. Am Schluß wieder Spohr v. allen Seiten aufgehalten, angeredet, mit Vorschlägen und Einladungen bestürmt u.s.w. Auch zeigten sich manche frühere Bekannte: Miss Alexander, (geistreiche und enthusiastische Dame), Mr. Robertson, der deutsche Liedersänger Brand u.s.w. Jenny Lind, die auch anwesend, sahen wir nur ganz fern.1



[1] Vgl. „The Beethoven Quartet Society“, in: Times 20.07.1847, S. 8; Harriet Grote an George Grote, 25.07.1847, in: The Lewin Letters. A Selection from the Correspondence & Diaries of an English Family 1756-1885, hrsg. v. Thomas Herbert Lewin, Bd. 2, London 1909, S. 48-51, hier S. 49; Louis Spohr, Louis Spohr’s Selbstbiographie, Bd. 2, Kassel 1861, S. 320.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (14.02.2020).