Autograf: Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main (D-F), Sign. Mus. Autogr. L. Spohr
Druck 1: Autographen-Sammlung enthaltend die Autographen aus dem Nachlaß der Clarinettisten Heinrich und Carl Baermann, München, des Philologen Geheimrat Bernh. Rud. Abeken, Osnabrück († 1866), sowie aus dem Archiv einer bedeutenden Musikalienhandlung. Versteigerung 29. und 30. November 1922 (= Katalog Henrici 80), Berlin 1922, S. 76 (teilweise)
Druck 2: Autographen-Sammlung Dr. F.C. Witte, Rostock nebst einigen Beiträgen aus anderem Besitz (= Katalog Heck 46), Wien [1928?], S. 78

Cassel den 12ten Juni
1847.
 
Geliebter Freund,
 
In 8 Tagen steht mir nun endlich die Freude bevor, Sie nach langer Zeit wieder zu sehen und einige Tage in Ihrer Nähe zu verleben. Wir werden, wenn nicht etwa Urlaubsverzögerungen eintreten, was ich jedoch nicht fürchte, Montag den 21sten dieses in Frankfurt eintreffen und im Schwan absteigen. Da es schwer fält dort Unterkunft zu finden und ich doch gern dort wohnen mögte, so hätten Sie wohl die Güte, den Wirth einige Tage vorher von unserer Ankunft zu benachrichtigen und ein Zimmer mit Cabinet oder Alkoven bestellen. Auch mögte ich gern wieder meinen Wagen, bis zur Rückkehr von London, bey ihm stehen lassen.
Da ich die Geige mitnehme, so würde es mir Freude machen, dort ein oder einige Male zu musiciren und einiges von meinen neuen Sachen zu hören zu geben. Wir bedürfen dazu nur eines guten, wo möglich Wiener Pianoforte’s und eines guten Violoncellisten.1
Vor einigen Tagen habe ich auch ein neues Doppelquartett (das 4te,) vollendet und werde es noch vor der Abreise einmal probiren. Zum2 mitnehmen3 eignet es sich aber nicht, da es in allen 8 Stimme gut beetzt und sehr sorgfältig eingeübt seyn muß. - Doch genug für jetzt da mir ja in wenigen Tagen die Freude zu Theil werden wird, mich mündlich mit Ihnen unterhalten zu können. An die lieben Ihrigen die herzlichsten Grüße.
Mit inniger Freundschaft stets ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Doppelquartette, op. 136
Spohr, Louis : Trios, Vl Vc Kl, op. 124
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
London
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1847061202

Spohr



Der letzte überlieferte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 04.03.1847. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Speyer an Spohr, 17.02.1848.
Aus dem Autograf geht der Adressat nicht hervor. Die Identifizierung mit Wilhelm Speyer liegt jedoch nahe, da Speyer Spohrs engster Freund in Frankfurt war und zu den wenigen Korrespondenzpartnern gehört, die er mit „Geliebter Freund” anschrieb. Speyer suchte Spohr auch direkt im „Schwan” auf, als dieser am 21.06.1847 planmäßig in Frankfurt eintraf und informierte ihn über die im Brief angefragte, von ihm organisierte Musikpartie (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 21.06.1847).
 
[1] Bei der Musikpartie im Haus Mozart in Frankfurt spielte das Ehepaar Spohr gemeinsam mit dem Cellisten Elsner das 3. Klaviertrio op. 124 (vgl. Marianne Spohr, Tagebucheintrag 22.06.1847).
 
[2] „Zum” über der Zeile eingefügt.
 
[3] Zwischen „mit” und „nehmen” gestrichen: „zu”.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (09.11.2016).