Autograf: Lippische Landesbibliothek Detmold (D-DT), Sign. Mus-h 17 S 8
Druck: Otto von Meysenbug, „Beiträge zur Geschichte musikalischen und theatralischen Lebens in Detmold”, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 3 (1905), S. 177-204, hier S. 188f.

Cassel den 15ten
März 1847.
 
Hochgeehrter Herr,
 
Für Ihren freundlichen Glückwunsch meinen besten Dank! Daß Sie meiner aus Veranlassung das Festes in Liebe gedenken würden, war ich auch ohne Zuschrift überzeugt und ich freue mich nun in Ihrem Briefe die Bestätigung zu finden.
Nach dem was Sie mir von dem Gesangtalent der Madame Dressler Pollert schreiben, würde es mir gewiß großen Genuß gewähren sie hier zu hören, leider ist dazu aber keine Aussicht. Der Prinz1 genehmigt nur dann Gastspiele, wenn es zur Prüfung neu zu engagierender Mitglieder erforderlich ist und unser weibliches Personal der Oper ist jetzt vollzählig. Überdieß müssen wir bei der fortdauernden Krankheit unseres ersten Tenoristen Derska2 fortwährend Tenoristen als Gäste hieher zu ziehen suchen, um nur Opern geben zu können. So erwarten wir in diesen Tagen den Tenoristen aus Carlsruhe3, der vieleicht bis zur Wiedereröffnung der dortigen Bühne bei uns verweilen wird. Die Intendanz kann daher für jetzt und die nächste Zeit auf den gefälligen Antrag der Mad. Pollert nicht eingehen.
Indem ich Sie ersuche ihr dieß gefälligst mittheilen zu wollen verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung
 
Ihr
ergebenster
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kiel, August
Erwähnte Personen: Derska, Johann Joseph
Dressler-Pollert, Karoline
Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Sontheim, Heinrich
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1847031508

https://bit.ly/

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Kiel an Spohr, 13.03.1847. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Kiel an Spohr, 05.05.1850.
 
[1] Der Prinzregent und spätere Kurfürst Friedrich Wilhelm.
 
[2] Derska war bereits seit 1842 durch häufige Heiserkeit beeinträchtigt und starb auch kurz nach diesem Brief (vgl. Reinhard Lebe, Ein deutsches Hoftheater in Romantik und Biedermeier. Die Kasseler Bühne zur Zeit Feiges und Spohrs (= Kasseler Quellen und Studien 2), Kassel 1964, S. 182; s.a. O[tto] K[raushaar], „Cassel”, in: Allgemeine musikalische Zeitung 49 (1847), Sp. 404-407 und 424-427, hier Sp. 406).
 
[3] Heinrich Sontheim (Identifikation nach Kraushaar, Sp. 425).
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (29.06.2016).

Hochgeehrter Herr! Für Ihren freundlichen Glückwunsch meinen besten Dank! Daß Sie meiner aus Veranlassung das Festes in Liebe gedenken würden, war ich auch ohne Zuschrift überzeugt und ich freue mich nun in Ihrem Briefe die Bestätigung zu finden.
Nach dem was Sie mir von dem Gesangtalent der Madame Dreßler Pollert schreiben, würde es mir gewiß großen Genuß gewähren sie hier zu hören, leider ist dazu aber keine Aussicht. Der Prinz genehmigt nur dann Gastspiele, wenn es zur Prüfung neu zu engagierender Mitglieder erforderlich ist und unser weibliches Personal der Oper ist jetzt vollzählig. Überdieß müssen wir bei der fortdauernden Krankheit unseres ersten Tenoristen Derska fortwährend Tenoristen als Gäste hieher zu ziehen suchen, um nur Opern geben zu können. So erwarten wir in diesen Tagen den Tenoristen aus Carlsruhe, der vieleicht bis zur Wiedereröffnung der dortigen Bühne bei uns verweilen wird. Die Intendanz kann daher für jetzt und die nächste Zeit auf den gefälligen Antrag der Mad. Pollert nicht eingehen.
Indem ich Sie ersuche ihr dieß gefälligst mittheilen zu wollen verbleibe ich mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster L. Spohr