Autograf: nach Abschrift im Besitz von „Herrn Phillips Offenbach” (diese Notiz entstand vermutlich während der Arbeit an Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925)
Abschrift: Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Nachl. 76,192
Druck: Edward Speyer, Wilhelm Speyer der Liederkomponist 1790-1878. Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen dargestellt von seinem jüngsten Sohne, München 1925, S. 297f. (teilweise)

Cassel den 4ten
März 1847
 
Geliebter Freund!
 
Schon längst hätte ich Ihnen für Ihren herzlichen Glückunsch, der mich innigst gerüht hat, meinen Dank gesagt, hätte ich nicht zugleich die Festbeschreibung beilegen wollen. Hätte ich freilich ahnen können, daß der Druck sich so lange verzögern werde, so würde ich früher geschrieben haben. Endlich ist das Büchelchen1 erschienen und ich beeile mich, es Ihnen zu senden. Daß ich es nicht vor dem Druck gekannt habe, werden Sie bald aus dem Inhalt ersehen! Überhaupt hatte die ganze Feier, so erfreulich mir die allgemeine, ich darf sagen, herliche Teilnahme meiner Mitbürger aller Klassen auch war, doch manche sehr peinliche Momente und ich war herzlich froh, wie alles vorüber war. Am meisten nahm es mich wunder, daß der Prinz sich so dafür interessierte und mich mit Artigkeiten überschüttete, und ich bin sehr begierig, zu sehen, ob sein ganz verändertes Benehmen gegen mich von Dauer sein wird.
Es steht mir und meiner Frau die Freude bevor, Sie und die lieben Ihrigen diesen Sommer zu sehen, da wir in der Ferienzeit London noch einmal zu besuchen gedenken und unsern Weg über Frankfurt nehmen werden. Ich bin eingeladen worden, in Exeter Hall2 meine sämtlichen Oratorien an 3 Abenden zu dirigieren3 und habe um so lieber zugesagt, als in der nächsten Saison ein besonders brillanter Zusammenfluß von ausgezeichneten Künstlern in London stattfinden wird. Wir werden einige Tage entweder auf der Hin- oder Her-reise in Frankfurt verweilen und ich finde dann wohl Gelegenheit, Ihnen einige von meinen neuesten Kompositionen zu hören zu geben. –
In der frohen Aussicht, mich nun bald einmal wieder mündlich mit Ihnen unterhalten zu können, bitte ich nun noch um die herzlichsten Grüße an die lieben Ihrigen.
Mit unveränderlicher Freundschaft und Liebe stets
 
der Ihrige
Louis Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Speyer, Wilhelm
Erwähnte Personen: Friedrich Wilhelm Hessen-Kassel, Kurfürst
Spohr, Marianne
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Der Fall Babylons
Spohr, Louis : Des Heilands letzte Stunden
Spohr, Louis : Die letzten Dinge
Erwähnte Orte: Frankfurt am Main
Kassel
London
Erwähnte Institutionen: Sacred Harmonic Society <London>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1847030402

https://bit.ly/

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Speyer an Spohr, 23.01.1847. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Speyer, 12.06.1847.
 
[1] Spohr’s Jubel-Fest im Januar 1847, Kassel 1847.
 
[2] Konzertstätte der Sacred Harmonic Society.
 
[3] Edward Taylor an Spohr, 11.12.1846 zeigt hingegen, dass zu diesem Zeitpunkt bereits nur an die Aufführung von zwei Oratorien gedacht war, wobei eines wiederholt werden sollte (vgl. Karl Traugott Goldbach, „,daß die dabei gehaltene Predigt großentheils gegen sein Oratorium gerichtet war' – Zur Rezeption von Des Heilands letzte Stunden in Großbritannien”, in: Die Oratorien Louis Spohrs. Kontext – Text – Musik, hrsg. v. Dominik Höink, Göttingen 2015, S. 307-339, hier S. 328ff.).
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (14.03.2016).

Cassel, 4. März 1847.
 
Geliebter Freund!
 
Schon längst hätte ich Ihnen für Ihren herzlichen Glückwunsch, der mich innigst gerüht hat, meinen Dank gesagt, hätte ich nicht zugleich die Festbeschreibung beilegen wollen. Hätte ich freilich ahnen können, daß der Druck sich so lange verzögern werde, so würde ich früher geschrieben haben. Endlich ist das Büchelchen erschienen und ich beeile mich, es Ihnen zu senden. Daß ich es nicht vor dem Druck gekannt habe, werden Sie bald aus dem Inhalt ersehen! Überhaupt hatte die ganze Feier, so erfreulich mir die allgemeine, ich darf sagen, herliche Teilnahme meiner Mitbürger aller Klassen auch war, doch manche sehr peinliche Momente und ich war herzlich froh, wie alles vorüber war. Am meisten nahm es mich wunder, daß der Prinz sich so dafür interessierte und mich mit Artigkeiten überschüttete, und ich bin sehr begierig, zu sehen, ob sein ganz verändertes Benehmen gegen mich von Dauer sein wird.
Es steht mir und meiner Frau die Freude bevor, Sie und die lieben Ihrigen diesen Somme zu sehen, da wir in der Ferienzeit London noch einmal zu besuchen gedenken und unsern Weg über Frankfurt nehmen werden. Ich bin eingeladen worden, in Exeter Hall meine sämtlichen Oratorien an 3 Abenden zu dirigieren und habe um so lieber zugesagt, als in der nächsten Saison ein besonders brillanter Zusammenfluß von ausgezeichneten Künstlern in London stattfinden wird. Wir werden einige Tage entweder auf der Hin- oder Herreise in Frankfurt verweilen und ich finde dann wohl Gelegenheit, Ihnen einige von meinen neuesten Kompositionen zu hören zu geben.
In der frohen Aussicht, mich nun bald einmal wieder mündlich mit Ihnen unterhalten zu können, bitte ich nun noch um die herzlichsten Grüße an die lieben Ihrigen.
Mit unveränderlicher Freundschaft und Liebe stets der Ihrige
Louis Spohr.