Johannes Jacobsen an Louis Spohr in Kassel

Hochgeehrtester
Herr Capellmeister!

Ich sage Ihnen nochmals tausend Dank für den mir so gütig ertheilten Unterricht und bitte zugleich auch um Entschuldigung, daß ich Sie mit einem Schreiben belästige.
Ich war fast die ganze Zeit über, seit ich von Cassel bin, schwer krank und habe deßhalb noch keine weitere Schritte zu meinen weiteren Fortkommen thun können. Ich wollte Sie deßhalb sehr bitten Herr Capellmeister, ob Sie die Güte haben wollten, mir zu Erlangung einer kleinen Stelle in irgend einem Orchester, behülflich zu sein. Seit kurzen erst von meiner Krankheit genesen, sah ich mich genöthigt, da ich nichts von meinen Eltern zu erwarten habe, auf den gemeinsten Lokalen zu Tanz zuspielen und dieses zu Tanz spielen, bringt in jetziger Zeit, auch noch so wenig ein, so daß ich mich kaum helfen weiß. Das Theater, sonstige gute Musiken und selbst alle Tanzlokale sind bis zum Überfluß befolgt. Ich sehe mich also genöthigt, wenn Ihre gütige Verwendung mich nicht aus dieser Verlegenheit reißt, mich von der Musik abzuwenden und mein Fortkommen in irgend ein anderes Geschäft zu suchen.
Ich bitte nochmals sehr um Entschuldigung daß ich Ihnen durch dieses Schreiben, einen Theil Ihrer so kostbaren Zeit raube und nur die Noth konnte mich zwingen, Sie hier mit zu belästigen.
In der Hoffnung, da´ich binnen kurzen, gütige Nachricht über meine Bitte entgegen sehe¹ kann, schließt

mit der größten Hochachtung,
Ihr stets dankbarer Schüler
Johannes Jacobsen.
Adress. Hr. Tischlermeister F. Schäfer.
Mörkenstraße N^o 43

Altona den 13^ten
Januar 1847.