Carl Jacobi an Louis Spohr in Kassel

Sr. Hochwohlgeboren
den Kurfürstl. hess. Hofkapellmeister
Herrn Dr. Spohr
in
Cassel.


Ew. Hochwohlgeboren

beeile ich mich meinen ergebensten Dank für die gütigen Nachrichten über meinen Sohn, so wie für das nachsichtige durch denselben mir zu erkennen gegebenen Urtheil über meine Entreactes hiermit auszusprechen. Was die letzteren angeht, so wollen Ew. Hochwohlgeboren mit gütigst erlauben, noch einmal darauf zurückkommen zu düfren. Herr Cammermusikus Weidemüller hat mir durch meinen Sohn die Mittheilung machen lassen, daß man eine Parthie meiner Entreactes für das Kurfürstl. Hoftheater zu Cassel anzukaufen wünsche und mich daher um die Angabe des Preises ersuchen lasse. Ich ergriff um so freudiger diese Gelgenheit, da mir der Unterhalt für meinen Sohn offen gestanden sehr fühlbare Opfer auferlegt, was nicht auffallend erscheinen kann, da mich die Glücksgöttin bei Vertheilung ihrer klingenden Gaben sehr stiefmütterlich behandelt hat. Ich setzte daher einen sehr geringen Preis – 25 Rth. auf 12 Nummern theils der an Ew. Hochwohlgeboren bereits in Partitur überreichten¹, theils andern Nummern meiner Entreactes, welche mit nicht weniger Fleiß gearbeitet undvom hiesigen höchsten Hofe als sehr gefüllig beurtheilt worden sind. Nach der Mittehilung meines Sohnes ist ihm jedoch bis jetzt noch keine entschiedene Resolution über den Ankauf gedachter Entreactes zugekommen; und da der Grund dieser Verzögerung vielleicht der Zweifel von der Brauchbarkeit derselben sein dürfte, so würde selbiger am gründlichsten dadurch gehoebn und die Angelegenheit zu einer für mich erfreulichen Erledigung gebracht werden, wenn Ew. Hochwohlgeboren es der Mühe werth halten wollten, gelegentlich bei dem Herrn Generaldirector² einige gütige Worte über die Anwendbarkeit meiner Compositionen fallen zu lassen.
Mit der ergebensten Bitte meine Freiheit verzeichen zu wollen beharre in vollkommenster Hochachtung
Ew. Hochwohlgeboren

ganz ergebenster
C. Jacobi

Coburg den 28. November
1846.