Josef Krejčí an Louis Spohr in Kassel

Euer Wohlgeboren
Hochverehrter Herr Kapellmeister!

Um das Publikum für die dießjährige Konzerten-Saison zugewinnen, hat die Direktion des Cäcilien-Vereins in Prag beschlossen, bei dem ersten Konzerte nur classische Kompositionen von allgemein beliebten deutschen Tonmeistern zur Aufführung zu bringen.
Die genannte Direktion wünscht sehnlichst in die Lage versetzt zu sein bei dem ersten Abonnements-Konzerte den ersten Akt samt Ouverture aus der Oper „Zemir¹ und Azor“ gegen Entrichtung der dafür zu bestimmenden Gebühr – mitzutheilen, die Einsendung dieser Partitur an mich zu veranlassen auch zugleich gütigst zu bestimmen, an wen das für diese Partitur von der Cäcilien-Vereins-Direktion zu entrichtende Honorar durch mich zu erlangen wäre.
Sollte jedoch Euer Wohlgeboren Ansicht nach, der erste Akt der erwähnten Oper zur Aufführung in einem Konzerte sich nicht eignen, so bitte ich recht sehr um die Ouverture auch des Finale N^ro 9 „Sprich guter Ali“ aus derselben Oper. In der Uberzeugung, daß Euer Wohlgeboren stets bemüth sind, das Gute und Nützliche in der Tonkunst zu fördern, hege ich die Hoffnung, daß Euer Wohlgeboren auch die gute Absicht auch den nützlichen Zweck, welchen die Vereinsdirektion mit ihrem Uebernehmen verbindet, anerkennen, auch meine im Namen der oft erwähnten Direktion ausgesprochnen Bitte möglichstbald gewähren werden.
Genehmigen die Versicherung meiner wahren Verehrung auch Hochachtung, in der ich die Ehre habe mich zu zeichnen

Euer Wohlgeboren
ganz ergebenster Diener
Josef Krejčí
Organist an der
Stifterkirche des Kreuz-
Herren-Ordens in Prag.

Prag
den 6. October 1846.