Autograf: letzter Nachweis siehe Inhaltsangabe
Druck: Dreihundert Briefe aus zwei Jahrhunderten, hrsg. v. Karl von Holtei, Bd. 2, Hannover 1872, S. 154f.
Inhaltsangabe: Bulletin d’Autographes à Prix Marqués 63 (1910) Nr. 408 (= Katalog Charavay), S. 32
Beleg 1: Katalog der Sammlung von Autographen und historischen Documenten des im J. 1861 verstorbenen Herrn J.H.W. Wagener (= Katalog Lepke), Berlin 1878, S. 133
Beleg 2: Catalogue de l’importante collection de lettres autographes composant de le cabinet de feu M. A.-P. Dubrunfaut […] dont la vente aura lieu à Paris […] le jeudi 29 mars 1888 (= Katalog Charavay), Paris 1888, S. 27
Beleg 3: Catalogue d'une précieuse collection de lettres autographes composant en partie le cabinet d’un amateur étranger […] dont la vente aura lieu à Paris […] le 30 mai 1896 (= Katalog Charavay), Paris 1896, Nr. 116 (Angaben nach Katabase)

Herrn J.F. Kittl
Direktor des Conservatoriums für Musik
in Prag.
 
 
Cassel den 3ten Aug. 1846.
Hochgeehrtester Herr!
 
Vor einigen Tagen nach einer 6wöchentlichen Abwesenheit, von Carlsbad zurückgekehrt, finde ich unter vielen anderen Briefen auch das liebe Briefchen von Ihnen, nebst den Beylagen. Ich beeile mich, es nun endlich zu beantworten.
Durch die gütige Uebersendung Ihrer reichen Liedersammlung haben Sie mir und meiner Frau genußreiche Stunden bereitet. Wir haben sie schon fast sämmtlich durchgesungen und einige sind schon Lieblingslieder geworden. Ich habe mich gefreut in einigen derselben alle Anforderungen, die ich an das deutsche Lied stelle, in Ihrer Auffassung und Ausführung erfüllt zu sehen. Empfangen Sie meinen herzlichen Dank für Ihre freundliche Gabe! Auch die Ouverture meines Namensverwandten habe ich mit vielem Interesse durchgesehen und werde sie bei erster Gelegenheit probiren. Sie giebt Zeugniss von guter Erfindung und solider Schule. Die Eltern des jungen Mannes, welche mich in Carlsbad aufsuchten, sprachen den Wunsch aus, daß er hier für einige Zeit ein Unterkommen finden möchte, um noch unter meiner Aufsicht fortarbeiten zu können.1 Ich würde mit Freuden ihm mit meinem Rath bey seinen Kompositionen nützlich zu seyn suchen, wenn sich für ihn hier die Subsistenzmittel finden ließen. Am leichtesten wäre es wohl, wenn er bey unserer Gardemusik, deren vorzüglichste Mitglieder auch dem Hoftheater-Orchester angehören, ein Engagement als Clarinettist fände. Ich habe gestern Abend auch sogleich mit dem Musikdirektor dieses Corps gesprochen, und erfahren, daß ein Clarinettist gesucht wird. Man verlangt aber, daß er auch Geige spiele, weil es an Geigern fehlt. Da nun Carl Spohr, so viel ich weiß, neben seinem Hauptinstrument nur Clavier und Orgel spielt, so würde er sich um diesen Dienst nicht bewerben können. Es finden aber bey diesem sehr zahlreichen Corps häufige Abgänge und namentlich bey der Clarinette statt, und so hoffe ich doch noch auf die erwähnte Weise ihm nützlich seyn zu können. Sobald ich etwas für ihn erwirken kann, werde ich ihm schreiben. Vorläufig bitte ich, ihn mit dem Vorstehenden gefälligst bekannt machen zu wollen.
Mit den Gefühlen wahrer Hochachtung und Freundschaft ganz
 
der Ihrige
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Kittl, Johann Friedrich
Erwähnte Personen: Spohr, Karl
Erwähnte Kompositionen: Kittl, Johann Friedrich : Lieder
Spohr, Karl : Ouvertüren
Erwähnte Orte: Karlsbad
Kassel
Erwähnte Institutionen: Hofkapelle <Kassel>
Musikkorps des Leibgarderegiments <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1846080315

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Kittl an Spohr, 18.06.1846. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Kittl an Spohr, 03.04.1853.
[Ergänzung 13.04.2022: Angaben nach Katalog Charavay 1910: „L. a. s. J.-F. Kittl; Cassel août 1846, 2 p. 1/2 in-4 / Important lettre où il parle de ses compositions musicales, de son séjour à Carlsbad, etc.“]

[1] Marianne Spohr erwähnt dieses Zusammentreffen nicht in ihrem Reisetagebuch.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (28.08.2017).