Autograf: Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms.Hass. 287
Hochverehrter Herr Capellmeister!
Daß ich in Folge einer üblen Laune unsers Fürsten, nach so langen Dienstjahren gekündigt bin, wird Ihnen der Ueberbringer dieser Zeilen, Herr Fischer sagen. Wie unglücklich ich bin, vermag ich nicht zu sagen. Mein Unglück ist ganz unverschuldet, und unser Herr Kammerherr1, wie auch meine Schwäger2 haben alles gethan um den für mich so harten Schlag abzuwenden, allein es war ihnen unmöglich.
Haben Sie Mitleid mit meiner trostlosen Lage, lieber, verehrter Herr Capellmeister und stehen Sie mit Ihrer Macht, mit Ihren gewichtigen Empfehlungen einer armen Frau bei, die bisher nur Ihrer Familie ihre Fristung zum Opfer brachte, und eben dadurch auf keinen grünen Zweig kommen konnte.
Litolf, (der Klavierspieler, ein Engländer) meint, wenn Sie die große Güte für mich hätten und gleich nach London an das dortige Comitée für die Herbst-Musikfeste schreiben, so würde ich eben durch Ihre Empfehlung dort gewiß ein Engagement für die Concerte erhalten, mein Schreiben würde gar nichts nützen.
Leider werde ich wohl nie im Leben Gelegenheit haben, Ihnen zu vergelten, was Sie für mich arme Seele thun; aber der liebe Gott wird mein Flehen erhören, und Ihnen hochverehrter Herr Capellmeister die beste Gesundheit schenken und erhalten, Sie bedürfen in nichts Anderes um Sich Ihres Ruhms und des häuslichen Glückes zu erfreuen.
Mit der größten Hochachtung
Ihre
ergebene Minna Müller
Braunschweig den 4ten Juni
1846.
Autor(en): | Müller, Minna |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | Fischer, Friedrich Litolff, Henry Müller, Carl (Müller-Quartett 1) Müller, Georg Münchhausen, August von Wilhelm Braunschweig, Herzog |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1846060445 |
Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Müller an Spohr, 12.07.1843. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Müller an Spohr, 20.02.1848.
[1] Der Braunschweiger Intendant August von Münchhausen.
[2] Vermutlich der Hofkapellmeister Georg und der Konzertmeister Carl Müller; der Cellist Theodor und Müllers eigener Ehemann Gustav hatten in der Hofkapelle untergeordnetere Funktionen.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.05.2022).