Autograf: Universitätsbibliothek Kassel – Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287
Hersfeld, d 3ten May 1846
Hochgeehrter Herr Kapellmeister!
Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für die so gütige u wohlwollende Erfüllung meiner, vor einigen Wochen an Sie gerichtete Bitte! Wollte Gott, daß sich eine Gelegenheit darböte, wo ich Ihnen durch die That beweisen könnte, wie sehr ich eine so große Freundlichkeit zu schätzen weiß. Ich hätte mich gern unmittelbar nach Empfang Ihrer geehrten Erwiderung dieser meiner Dankes-Pflicht entledigt; da Sie mir indeß schrieben, daß die Entscheidung der Sache so nahe vor der Thür sey, so wollte ich diese erst abwarten, um Ihnen zugleich den Ablauf der Wahl mittheilen zu können. Diese hat sich nun doch wider Erwarten etwas länger verzögert, und da dieselbe einen Ihnen genau bekannten Casselaner1 getroffen, so bedarf es von meiner Seite keiner weiteren Mittheilung.
Einen Wunsch habe ich noch, den ich zu gern erfüllt haben möchte: ich möchte Sie persönlich kennenlernen! darbach habe ich mich lange schon gesehnt! Doch mit dem Fehlschlagen meiner Hoffnungen auf Marburg scheint mir auch diese Hoffnung genommen zu sein; denn Gott weiß, wohin ich nun verschlagen werde u zu einer Reise nach Cassel u einem mehrtägigen Aufenthalte daselbst fehlen mir leider! alle Mittel. Doch – der Mensch denkt, Gott lenkt!
Mit der größten Hochachtung u innigsten Verehrung
Ihr
Ihnen dankbar ergebener
GKupsch.
P.S.
Haben Sie vielleicht nich das Fragment aus dem Schillingschen Universal-Lexikon, meine Biographie enthaltend?2 Senden Sie’s mir vielleicht bei Gelegenheit einmal zurück?
Autor(en): | Kupsch, Gustav |
Adressat(en): | Spohr, Louis |
Erwähnte Personen: | |
Erwähnte Kompositionen: | |
Erwähnte Orte: | |
Erwähnte Institutionen: | Universität <Marburg> |
Zitierlink: | www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1846050345 |
Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Kupsch. Das nächste überlieferte Schriftstück dieser Korrespondenz ist ein Zeugnis von Spohr für Kupsch. Die Briefe Heinrich Wiskemann an Spohr, 05.05.1846 und Richard Bode an Spohr, 11.05.1846 schließen inhaltlich an diesen Brief an.
[1] Wilhelm Deichert (vgl. „Feuilleton“, in: Allgemeine musikalische Zeitung 48 (1846), Sp. 390).
[2] A[ugust] G[athy], „Kupsch, Carl Gustav“, in: Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften, oder Universal-Lexicon der Tonkunst, hrsg. v. Gustav Schilling, Supplement, Stuttgart 1842, S. 53f.; vgl. Kupsch an Spohr, 03.04.1846.
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (11.07.2024).