Wolfgang von Goldner an Louis Spohr in Kassel

In der Hoffnung, daß Euer Wohlgeboren Sich meiner (des Schwagers Ihres Freundes Speyer) noch erinnern werden, erlaube ich mir die Ueberbringerin dieser Zeilen, Fräulein Georgina Fürst, die bey Ihrer Hofbühne auf Engagement gastiren wird, Ihnen und Ihrer verehrten Familie in meiner und meiner Frau Namen angelegentlichst zu empfehlen. Wir würden uns diese Freiheit gewiß nicht nehmen, wenn wir Fräulein Fürst, die sehr befreundet mit uns ist, nicht als ein gesittetes, in jeder Beziehung höchst ehrbares Mädchen kennen gelernt und sie als solche mit dem besten Gewissen empfehlen könnten. Zum wärmsten Dank werden Sie uns verpflichten, wenn Sie die Genannte freundlich empfangen und derselben Ihren viel vermögenden Schutz zuwenden wollen.
Bey der Gelegenheit erlaube ich mir noch zu bemerken, daß man hier mit großer Freude der baldigen Aufführung Ihres „Faust“ entgegen steht. Herr Pasqué, ein junger Mann mit sehr schöner Baritonstimme, wird die Titelrolle, H. Reichel den Mephisto, und M^dme Pirscher die Kunigunde geben; der Hugo, glaube ich, wird H. Breiting u das Röschen einer D^lle Neukeufler zufallen.
Indem wir unseren Schützlich Ihnen, nochmals dringend empfehlen, bitten wir in ähnlichen Fällen ganz über uns zu disponiren und überzeugt zu seyn, daß es uns eine besondere Freude machen würde, Ihnen wieder gefällig seyn zu können.
Genehmigen Euer Wohlgeboren die Versicherung wahrhafter Hochachtung, womit¹ meine Frau und ich zu seyn die Ehre haben

Euer Wohlgeboren
ergebener
von Goldner

Darmstadt
d. 19. April 46.