Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287[Hermstedt:3
Druck: Markus Kuhlmann, Der Klarinettist Johann Simon Hermstedt. Ein Beitrag zur Geschichte des Lohorchesters Sondershausen, Staatsexamensarbeit Universität Kassel 2001, S. 89 (teilweise)

Sondershausen
den 17. Merz, 1846.
 
Geliebter, allerverehrtester Freund!
 
Herr Hesse, unser sehr braver Baßbouffon, auch guter Schauspieler, wünscht, da unser Theaterpersonal auf lange Zeit Ferien hat, in Cassel Gastrollen zu geben, und wenn er gefällt? auch wohl vielleicht eine dortige Anstellung zu bekommen. Ich kann nur lobendes von ihm sagen: Er ist ein junger hübscher Mann und von guten Sitten. Sollte es Ihnen vielleicht möglich sein, denselben zu Gastrollen zu verhelfen? so bitte ich Sie, ihm es freundlich zu gewähren, da er es verdient und empfehlens werth ist.
Auf meinen, nun wohl vorjährigen Brief, worin ich Herr, Ihre noch nicht im Druck erschienenen Clarinett-Compositionen1 anboth, haben Sie mir noch keine schriftliche Antwort zukommen lassen. Ich bitte Sie daher mir doch wissen zu lassen, wie Sie es haben wollen. Ich hätte durch Abschriften mit viel damit verdienen können; ich that es nicht, da ich Sie und die Compositionen zu lieb habe.
Mich haben die Aerzte vor einem Jahr und jetzt wieder durch falsche Mittel sehr2 krank gemacht. Mein Hals, der sich durch das viele Blasen ausgedehnt hatte, behandelte der Arzt wie einen gewöhnlichen Kropf, wodurch ich einen großen Blut-Andrang nach dem Kopf erhielt.
Der gütige Himmel erhalte und bewahre Sie vor ähnlichen Fällen, damit Sie Ihre hohe Kunststufe bis ins späte Alter genießen3 und die Welt sich Ihres Lieblings lange noch erfreuen kann.
Zu dem ich mich Ihnen und Ihrer lieben Gattin auf's Beste empfehle grüßen ich4 und die Meinen Sie auf's herzlichste und habe die Wonne mich nennen zu dürfen Ihren alten treuen
 
Freund
JHermstedt



Dieser Brief folgt auf einen derzeit verschollenen Brief von Hermstedt an Spohr. Spohr beantwortete diesen Brief am 24.03.1846.

[1] Nach dem Bindestrich ein Wort gestrichen.
 
[2] „sehr” über der Zeile eingefügt.
 
[3] Hier gestrichen: „können”(?).
 
[4] Hier ein Wort gestrichen.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (01.11.2016).