Louis Spohr an Ludwig Bischoff in Wesel

Sr. Wohlgeb.
Herrn Professor
L. Bischoff
in
Wesel.

frei.¹


Cassel den 14^ten
März 1846.

Hochgeehrter Herr Professor,

Vor einem halben Jahre würde Frl. Welly, besonders durch Sie so vortheilhaft empfohlen, unserer Hoftheaterdirection eine sehr willkommene Erscheinung gewesen seyn und bin ich recht unterrichtet so hat sie damals bereits mit Frl. W. in Unterhandlungen gestanden. Nun ist aber seit dem Herbst eine Soubrette für unsere Oper, Frl. Molendo aus München, engagirt worden² und so sieht sich die Direction ausser Stande, auf das gefällige Anerbieten des Frl. W. einzugehen.
Sehr erfreut war ich, einmal wieder mit einem Schreiben von Ihnen beehrt zu werden, um so mehr da meine Erwartung, Sie in Bonn zu sehen, getäuscht wurde. Es ist doch schad, daß Sie dem Beethoven-Feste nicht beiwohnen konnten, denn, eine solch beispiellose Confusion auch dort herrschte, es war ein Zusammenfluß von ausgezeichneten Künstlern und Kunstkennern, wie er so bald nicht wieder stattfinden wird. Auch einige der Musikaufführungen waren sehr ausgezeichnet und obgleich das Commitee mit einiger Umsicht ein noch viel besseres Orchester hätte zusammen bringen können, so war dieses doch so ausgezeichnet, wie man es bey den Musikfesten am Rhein noch nicht gehört hatte. Auch das Zusammenleben dort hatte trotz der schlechten Einrichtungen viel Anziehendes und ich werde mich der dort verlebten Tage stets mit grosser Freude erinnern.
Indem ich bitte, daß Sie mich ferner im freundlichen Andenken behalten wollen, mit vorzüglicher Hochachtung

Euer Wolgeb.
ergebenster
Louis Spohr.