Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Wesel d 9. März 1846.

Verehrtester Herr Kapellmeister!

Der Zweck dieser Zeilen ist – nun, das heißt mit der Thür ins Haus fallen! werden Sie sagen, und ich entschuldige mich nur mit dem Geist der Zeit – als der Zweck ist, Ihrem gütigen Wohlwollen eine jugendliche Sängerinn zu empfehlen, Fräulein Charlotte Wellig, eine frühere Schülerin von mir, u die gegenwärig, nachdem sie zuletzt in Cöln gastirt und Concert in Holland geben hat, hey mir zum Besuch ist. Sie hat sich an Herrn Hofrath Feige um Gastrollen auf Engagement gewandt und demselben ihr Repertoire überschickt. Es ist eine ganz vorzügliche Soubrette – sonst würde ich es nicht wagen, sie Ihnen angelegentlich zu empfehlen, da Sie wohl wissen, daß ich ein Feind der Mittelmäßigkeit bin, selbst wenn sie sich hinter der Arroganz eines Schindler breit machen will! – Die Fräulein Welly verbindet mit einer stets reinen Intonation eine sehr gebildete Coloratur und ein durchaus zweckmäßiges gefälliges Spiel, so daß ich die feste Überzeugung habe, sie würde bey Ihnen gefallen und sich besonders auch durch den ihr zur andern Natur gewordenen Fleiß und die Gewissenhaftigkeit ihres Gesangs – wenn ich so sagen soll – Ihren persönlichen Beyfall gewinnen.
An unserm schönen Rhein bläst so ziemlich alles – nur nicht die musikalische Kunst: indeß thun Dorn in Cöln u Rietz in Düsseldorf so viel als die Verhältnisse erlauben – alles Übrige ist nicht der Rede werth.
In der Hoffnung, daß Sie sich meiner noch gewogentlich erinnern und mit der Bitte, sich meiner Clientin gütigst annehmen zu wollen, sende ich Ihnen herzliche Grüße und die erneute Versicherung der unbegrenzten Hochachtung und Verehrung, mit der ich stets seyn werde

Ew. Wohlgeboren
ganz ergebner
Prof. L. Bischoff

Sie würden mich durch ein paar freundliche Zeilen Antwort sehr glücklich machen.
LB.

Autor(en): Bischoff, Ludwig
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Feige, Karl
Schindler, Anton
Welly, Charlotte
Erwähnte Kompositionen:
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Kassel>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1846030944

Spohr



Der letzte belegte Brief dieser Korrespondenz ist Spohr an Bischoff, 07.01.1841. Spohr beantwortete diesen Brief am 14.03.1846.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (31.03.2022).