Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. hist. litt. 15[195,25
Druck: Wolfram Boder, Die Kasseler Opern Louis Spohrs. Musikdramaturgie im sozialen Kontext, Kassel 2007, Bd. 1, S. 64 (teilweise)

Professor Edw. Taylor
Red Lyon Court, Fleet Street
Printing office
London.

franco.
Rotterdam.


Cassel den 18ten Febr.
1846. Todestag Luther's
vor 300 Jahren

Mein geehrter Freund,

Ihre beyden lieben Briefe hätte ich schon längst beantworten sollen; ich hatte mich aber so in's Komponiren1 vertieft, daß ich jeden Augenblick den ich den Theatergeschäfften entziehen konnte, dazu verwandte und mich auf die allernöthigste Geschäftscorrespondenz beschränkte. Nun muß ich Ihnen aber noch nachträglich den herzlichsten Dank für Ihre höchst interressante Beschreibung des Norwicher Musikfestes sagen, obgleich sie mir die Wehmuth, mit der ich damals die Einladung dazu2 ablehnen mußte, zurückgerufen und noch gesteigert hat. Mich tröstet aber einigermaßen die Hoffnung, die Sie uns auf Ihren Besuch machen und [wir] bitten sehr, ihn nicht länger wie bis zu[m] Sommer zu verschieben. Da mich aber die Ärzte wieder während der Ferienzeit nach Carlsbad senden wollen, so muß ich Sie bitten, ihn auf den Mai oder August zu bestimmen, wo wir dann in meinem kleinen freundlichen Besitzthume recht ruhig und ungestört zusammen leben können. Dann wollen wir auch den Inhalt Ihres 2ten lieben Briefes besprechen und erörtern und ich werde Ihnen nicht nur manches aus der Oper zu hören geben, sondern auch die Kompositionen vorführen, die ich seit unserm letzten Besuch in England geschrieben habe. Da meine Frau in ihrem Briefe an unser liebes Kind von unserm Leben und Treiben geschrieben hat und dieser offen beyliegt, so kann ich es übergehen und nur noch schlüßlich um die herzlichsten Grüße an lhre Frau Gemahlin und Ihre Kinder bitten. Erfreuen Sie uns nun recht bald mit der Zusage Ihres Besuchs. Leben Sie wohl. Von Herzen der Ihrige Louis Spohr.

I beg to add a few word of heartfelt gratitude which though very late I hope you will get kindly accept from one who knows highly to appreciate the worth of the excellent snglish works which you and your dear daughters and son had so often the kindness to give or to send us. I am now reading tor the second time with the deepest interest that deglight feel & life of Milton, which together with your beautiful and instructive letter to me was so fit to let me more and more understand and appreciate that sublime poet, whom I love and admire with enthusiasm indeed as the greatest poet and man. I am sorry not to fine better expressions for my3 warm and sincere feelings, but I could not belp verturing at least there for poor words, trusting to your great kindness and indulgence! - I inclose a little letter to dear Margaret which you will be so kind to forward her after having completed her address, which I know not correctly.
With the sincerenst esteem very truly Yours
M. Spohr

Autor(en): Spohr, Louis
Spohr, Marianne
Adressat(en): Taylor, Edward
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Konzerte, Vl 1 2 Va Vc Orch, op. 131
Spohr, Louis : Die Kreuzfahrer
Spohr, Louis : Quartette, Vl 1 2 Va Vc, op. 132
Erwähnte Orte: Karlsbad
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1846021804

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Taylor an Spohr, 01.10.1845 und 16.11.1845. Taylor beantwortete diesen Brief am 15.03.1846.

[1] Im Oktober bis Dezeber 1845 das Quartettkonzert op. 131; im Februar 1846 das Streichquartett op. 132.

[2] „dazu“ über der Zeile eingefügt.

[3] Hier gestrichen: „fe“(?).

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.01.2019).