Charles Edward Horsley an Louis Spohr in Kassel

S^r Hochwohlgeboren
dem Herrn Kappellmeister
D^r Louis Spohr
in
Cassel.¹


1 High Row. Kensington.
London
den 21^ten Dec. 1845.

Hochgeehrtester Herr Kappellmeister.

Entschuldigen Sie daß ich Sie in so kurzer Zeit mit meinem dritten Brief belästige, aber meine Bitte für heute betrifft eine Sache die den Englischen Musiker² von Wichtigkeit ist.
Die Society of British Musicians hat beschlossen vier große Concerte diesen Winter zu geben, wovon das am 9^ten Februar statt finden wird. Um diese Concerte so glanzend wie möglich zu machen brauchen wir Neuigkeiten, und ich bin daher von der Direction beauftragt Sie zu fragen ob Sie geneigt seyn würden und zu erlauben³ eine Sinfonie oder Overture aufzuführen⁴ oder falls daß Sie solche Sachen nicht fertig haben sollten, ob wir einige Nummern aus den Kreuzfahrern⁵ einem Englischen Publicum zum erstenmal vorlegen dürften. Die Kosten der Abschrift der Partitur und die sonstigen Bedingungen werden gleich nach dem Sie zugesagt haben nach Cassel geschickt. ich kann Ihnen auch die Aufrechtigte Versicherung geben daß diese Aufführungen in jeder Beziehung vollkommen seyn werden. Ein Orchester von 70 Personen und ein starker Chor wird zu unserer Disposition stehen, und keine Kosten werden erspart um die Sachen mit Fleiß und Sorgfalt zu probiren.
Wenn es wirklich möglich ist daß Sie dieser Bitte zusagen können so wird es mir persönlich eine große Freude machen denn als ein Mitglied der Direction habe ich mit diesen Concerten viel zu thun.
Von hier kann ich Ihnen nichts neues schreiben, ich bin fleißig, und meine zweite Sinfonie recht fortgeschritten. Eine neue Ouverture(???) und eine Menge Klaviersachen sind schon beendigt. Die ganze Welt in London ist in Politische Beziehungen gespannt. Ihr Freund Lord Russel ist mit seinem Ministerium nicht sehr weit gekommen. Sir R. Peel mußte gestern nach Windsor gehen um sein Ministerium wieder zu bilden.
In Cassel wird wohl alles lustig und munter. Von Frau von Malsburg habe ich lange nichts gehört Sagen Sie Ihr meine herzlichsten Grüße.
Meine Eltern und Geschwister empfehlen sich Ihnen und Madame Spohr auf das freundlichste; dürfen wir recht hoffen daß Sie uns nächsten Sommer besuchen?
Wenn es Ihnen möglich ist uns bald nach dem Empfang dieser Zeilen eine Antwort zu schenken, werde ich sehr verbunden seyn damit die Einrichtung dieser Concerte auf einen festen Fuß gestellt wird.
Mit den bekannten Gesinnungen verbleibe ich

Hochgeehrtester Herr Kappellmeister
mit Dankbarkeit der Ihrige
Charles Edward Horsley