Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr Hochwohlgeboren
dem Herrn Kappellmeister
Dr Louis Spohr
in
Cassel1


1 High Row
Kensington Gravel Pits
London
den 10ten November 1845.

Hochgeehrtester Herr Kappellmeister

Ein guter Freund von mir namens Clinton, der ein vortrefflicher Flötenspieler ist hat den Verdienst gehabt die neue Böhm Flöte in England eingeführt zu haben. Dieses Instrument soll besondere Vortheile über die alten besitzen, und durch die neuen Einrichtungen die darin vorkommene sollen manche Sachen ihm möglich seyn die den früheren Flöten ganz schwer waren. Nun wünscht mein Freund einige neue Musik für sein Instrument zu besitzen und hat mich gebeten Sie zu fragen ob Sie wohl geneigt wären einige Klavier Compositionen wie z. B. Lieder ohne Worte oder dergleichen für diese Flöte und Klavier zu schreiben? Die Bedingungen werden Ihnen überlassen nur wünscht Herr Clinton daß das Eigenthumsrecht Ihm allein gehören sollte. Wenn Sie vielleicht nach einem langen Werk Erholung bedürften und ein Heft dieser Sachen machen könnten so würden Sie meinem Freunde und der ganzen musikalischen Welt (aber besonders den Flötenbläsern) eine große Freude verschaffen –
Sie werden meinen letzten Brief wohl lange erhalten haben. Seit dann habe ich von Mendelssohn gehört daß er meine Sinfonie in2 Leipzig aufführen möchte3, und ich werde Kraushaar bitten die Stimmen dahin zu schicken sobald Sie in Cassel damit fertig sind.
Mein Arm ist wieder gesund und seit ich zurück gekommen, bin ich sehr fleissig gewesen. Der Beweis und Post gehen Weihnachten in Cassel zu sehen seyn.
Grüßen Sie Madame Spohr auf das freundlichste von mir und meiner4 Schwester die Eltern lassen sich auch Ihnen und Ihrer Frau besonders empfehlen. Auch wollten Sie die Güte haben Frau und Herr von Malsburg auf das herzlichste zu grüßen ich werde sobald ich ein Augenblick finde ihnen schreiben.
Verzeihen Sie die Länge dieses Briefes.

Mitt aller Achtung
verbleibe ich
hochgeehrtester Herr Kappelmstr.
Ihr ergebenster
Charles Edward Horsley

Darf ich auch um eine Zeile, als Antwort der ersten Bitte, ersuchen?

Autor(en): Horsley, Charles Edward
Adressat(en): Spohr, Louise
Erwähnte Personen: Clinton, John
Kraushaar, Otto
Malsburg, Caroline von der
Mendelssohn Bartholdy, Felix
Erwähnte Kompositionen: Horsley, Charles Edward : Sinfonien, Nr. 1
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen: Gewandhaus <Leipzig>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845111044

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Horsley an Spohr, 14.10.1845. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Horsley an Spohr, 21.12.1845.

[1] Auf dem Adressfeld befindet sich rechts oben der Poststempel „HANNOVER / 22 NOV“.

[2] Hier drei oder vier Buchstaben gestrichen.

[3] Dieser Brief ist derzeit verschollen (vgl. Felix Mendelssohn Bartholdy, Sämtliche Briefe, Bd. 11, hrsg. v. Susanne Tomkovič, Christoph Koop und Janina Müller unter Mitarb. v. Uta Wald, Kassel u.a. 2016, S. 93 und 540).

[4] „r“ aus „n“ korrigiert; danach gestrichen: „Elte“.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (20.07.2022).