Autograf: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel (D-Kl), Sign. 4° Ms. Hass. 287

Sr Hochwohlgeboren
Dem Herrn Capellmeister Dr Spohr
Mehrerer hohen Orden Ritter
hieselbst.

hiebey ein Schreiben mit
22 Rth 20 Sg unter gleicher
Adresse.


Cassel am 28t Juli 1845 Abends!

Diesen Mittag, mein innigst verehrtester Gönner! führte mein Reise-Glückstern mich mit Hrn Musik-Director Schoen aus Breslau in Witzenhausen zusammen, u ich hörte mit Entzücken seine begeisterte Schilderung der Vorgestrigen Berliner Fest-Aufführung Ihrer Oper mit allen mich auf das innigste erfreuenden Zubehörigkeiten!! – Und vor Allem auch, daß Sie wieder völlig wohl sind, nachdem ernstes Unwohlseyn Sie also doch endlich für 14 Tage nach Carlsbad führte! –
Und die Bonner Deputation hat also wirklich Ihren Urlaub nach Bonn bewirkt!!1 – Das freut mich unendlich in der Hoffnung, daß es Ihnen und Ihrer theuren Frau Gemalinn eine Genußreiche Reise werde! und allerdings ebenso im Interesse des dürdigsten Verlaufes dieses musicalischen National-Festes! – wie aber der Gedanke, nun Sie als den Contrapunkt so vieler weiterer Künstler und Künstlerinnen in Bonn2 zu wissen, die Geduldsprobe für mich in Wiesbaden steigern wird, das ist nicht zu berechnen!! –
Daß Sie Sonnabend schon wieder hier abreisen, – wie Musik-Director Schoen versicherte, habe ich gleich meiner Frau geschrieben; damit sie3 unter Voraussetzung Ihrer Billigung, – den August Kömpel nun dort behalte bis zu dem Tage Ihrer Rückehr4 von Bonn; und meine Bitte ist nun, daß Sie genemigen mögten dem Ueberbringer dieser Zeilen in Begleitung meines nebengehenden Catlenburger Schreibens, dem Lohnbedienten Courbett, den Tag auf ein Zettelchen zu schreiben, am welchem Kömpel hier wieder eintreffen soll? – welchen Avis Courbett alsdenn dem Kömpel sofort brieflich zugehen lassen wird.
Die ganze Nacht hindurch wird meine Imagination in Ihrem Berliner Triumphe schwelgen! – u in Ihrer u Ihrer genialen Frau Gemahlin, – der Mitschöpferinn dieses herrlichen Werkes, – hohen Freude an der so gelungenen Aufführung, die in solchem Grade ergreifend gewesen seyn muß! – Es ist die Frage, ob die Tuczek, ungeachtet ihres besseren Gesanges, die Pauline Marx in dieser Rolle zu übertreffen vermocht hätte! – Musikdr. Schoen war sehr entzückt von ihr; u nächst ihr, wie ich das erwartete, von Hr Bötticher! – u von den Chören u vom Orchester pppp! Doch – ich soll u darf nicht mehr schreiben! –
So innig als dankbar

Ihr wärmster Verehrer
CFLueder.

Mögte ich am schönen Rhein Sie u Ihre theure Frau Gemahlinn doch sehen u sprechen können!!

Autor(en): Lueder, Christian Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Bötticher, Louis
Courbet, Julius
Kömpel, August
Lueder, Wilhelmine Henriette Caroline
Marx, Pauline
Schoen, Moritz
Tuczek, Leopoldine
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Kreuzfahrer
Erwähnte Orte: Berlin
Karlsbad
Witzenhausen
Erwähnte Institutionen: Beethovenfest <Bonn>
Königliche Schauspiele <Berlin>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845072835

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lueder an Spohr, 20.07.1845. Spohrs Antwortbrief ist derzeit verschollen.

[1] Vgl. Hermann Schaafhausen an Spohr, 09.07.1845.

[2] „in Bonn“ über der Zeile eingefügt.

[3] „sie“ über gestrichenem „Sie“ eingefügt.

[4] Sic!

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (30.08.2021).