Autograf: Spohr Museum Kassel (D-Ksp), Sign. Sp. ep. 1.6 <Lachner 18453019>

Sr. Wohlgeb.
dem Herrn Hofkapellmeister
Lachner
in
München.
 
 
Cassel den 19ten März
1845
 
Hochgeehrter Herr u. College,
 
In der Hoffnung, daß Sie sich meiner noch freundlich erinnern, bin ich so frei, mich Ihnen mit einer Bitte zu nahen. Ein junger, angehender Künstler1 unserer Stadt, der Sohn unseres ersten Clarinettisten, Baender2, wünscht seine Studien als Violoncellist bey Ihrem berühmten Menter fortzusetzen und bittet mich ihn Ihrer Protection zu empfehlen. Da er viel Talent besitzt, fleißig und gesittet ist, so stehe ich nicht an, ihn Ihrer Gewogenheit zu empfehlen und Sie demnächst um freundliche Aufnahme desselben zu bitten. Er hat hier schon seit Jahren bey Concerten und im Theaterorchester zu seiner Übung mitgewirkt und sich eine tüchtige Routine erworben und wünscht nun sehr in München auch Gelegenheit dazu zu finden. Können Sie ihn daher bey Ihren Musikaufführungen placiren, so bitte ich sehr darum. Auch bitte ich vermittelnd durch Ihre Fürsprache einzutreten, wenn etwa seinem Wunsche bey Menter Unterricht zu erhalten irgend etwas im Wege stehen sollte.
Nun zum Schluß noch eine Bitte in eigener Angelegenheit. Es ist Ihnen vielleicht durch öffentliche Blätter bekannt geworden, daß ich nach langer Pause wieder eine Oper geschrieben habe, deren Buch nach dem alten Schauspiele von Kotzebue „die Kreuzfahrer“ bearbeitet ist. Dieses Werk hat hier, unterstützt durch das auch in der neuen Gestalt ausgezeichnete Sujet, viel Beyfall gefunden und ich darf daher hoffen, daß es auch in Berlin und Dresden, wo ich es in der Ferienzeit selbst aufführen werde, gefallen werde. Die Oper hat 3 Akte, ist durchkomponirt und dauert mit den Zwischenakten 3 Stunden. Da mir der Name Ihres jetzigen Herrn Intendanten unbekannt ist, so ergeht meine Bitte dahin, daß Sie ihn von der Existenz der Oper gütigst in Kenntnis setzen wollen. Der Preis einer Abschrift des Buchs und der Partitur ist auf 20 Friedrichsd'or festgesetzt.
Indem ich nochmals bitte, sich für meinen Empfohlenen gütig interessiren zu wollen, unterzeichne ich mit wahrer Hochachtung
 
Ihr ergebenster
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Lachner, Franz
Erwähnte Personen: Bänder, August
Bänder, Conrad
Menter, Joseph
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Kreuzfahrer
Erwähnte Orte: Berlin
Dresden
Erwähnte Institutionen: Hoftheater <Dresden>
Königliche Schauspiele <Berlin>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845031914

Spohr



Der letzte erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lachner an Spohr, 27.11.1840. Der nächste erhaltene Brief dieser Korrespondenz ist Lacner an Spohr, 20.03.1857.
 
[1] August Bänder.
 
[2] Conrad Bänder.
 
Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (08.08.2017).