Autograf: Staatsbibliothek Berlin Preußischer Kulturbesitz – Musikabteilung mit Mendelssohnarchiv (D-B), Sign. 55 Ep 1634

An
den Churfürstlich Hessischen
Hof-Kapellmeister Ritter Herrn Spohr
Hochwohl.


Geehrtester Herr Hofkapellmeister!

Der Ueberbringer dieses ist H. Richard Würst, Eleve der hiesigen Königlichen Akademie der Künste, bittet durch mich um die Erlaubnis sich Ihnen vorstellen zu dürfen. Derselbe hat hier seine Bildung in der Composition bewirkt. Sein Instrument, die Violin, hat er unter Aufsicht des Concertmeisters Ries studirt; jetzt befindet er sich zu weiterer Ausbildung auf einer Reise, und wünscht sich das Glück bey längerem Verweilen zu Cassel Ihnen näher zu sein, und vielleicht von Ihren künstlerischen Erfahrungen und Berichten für seine höhere Ausbildung Nutzen zu ziehen, als die Nähe eines so viel begabten Meisters ihm regen Antheil für den Fortschritt in der Kunst gewähren kann.
Daß ich wegen Oper mich an Gen. Mus. Direktor Meyerbeer gewandt, habe ich Ihnen schon mitgetheilt. Der Erfolg war, wie zu erwarten, ein günstiger, indem Sr. Maj. sehr geneigt sich gezeigt, dem H. Meyerbeer aufzutragen Ihnen davon Kenntniß zu geben und Sie zu Leitung Ihres Werkes einzuladen.1 Ich freue mich daß dies ein Anlaß sein dürfte Sie in Berlin zu begrüßen, wo Ihr verehrter Name in hoher Ansehung steht. Es würde ein angenehmer Vorzug(???) für die S. Akademie2 sein Ihnen manches aus Ihren Werken vorzuführen.
Mit der vollkommensten Hochachtung

Ihr
Ergebenster
CFRungenhagen

Berlin
den 20t Februar
1845.

Autor(en): Rungenhagen, Carl Friedrich
Adressat(en): Spohr, Louis
Erwähnte Personen: Friedrich Wilhelm IV. Preußen, König
Meyerbeer, Giacomo
Wuerst, Richard
Erwähnte Kompositionen: Spohr, Louis : Die Kreuzfahrer
Erwähnte Orte: Kassel
Erwähnte Institutionen: Königliche Schauspiele <Berlin>
Singakademie <Berlin>
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845022045

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf einen derzeit verschollenen Brief von Spohr an Rungenhagen.

[1] Vgl. Giacomo Meyerbeer an Spohr, 20.02.1845.

[2] Rungenhagen war Direktor der Berliner Singakademie.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (02.06.2021).