Autograf: Max-Reger-Archiv der Meininger Museen (D-MEIr), Sign. Sammlung Musikgeschichte Br 188/1

Cassel den 8ten
Februar 1845

Wohlgeborner Herr,

Entschuldigen Sie gütigst, daß ich Ihre Kompositionen erst jetzt zurückschicke, Kurz nach Empfang derselben, wurde ich unwohl; dadurch häuften sich meine Geschäfte so sehr, daß ich erst vor ein paar Tagen dazu gelangen konnte, sie mit Aufmerksamkeit durchzusehen. Ich habe sie mit Hülfe meiner Frau nun auch durchgesungen und durchgespielt und mich bey aller des, daraus hervorleuchtenden Kompositionstalents erfreut. Ist auch noch einiges auszustellen, z.B. im ersten Teil den zu großen Stimmumfang, der bey Liedern die Octave nicht überschreiten soll, ferner einige Verstöße gegen Rhytmik und richtige Declamation, so geben doch sämtliche Kompositionen Zeugniß vom angebornen Talent und fließigen Studien. Ich wünsche daher von Herzen, daß es Ihnen bald gelingen mag, eine Stelle zu erhalten, wo Sie Ihr musikalisches Wissen gemeinnützig machen und durch Hören guter Musik Ihr Kompositionstalent immer weiter ausbilden können. Kann ich im vorkommenden Fällen durch Ausstellung eines Zeugnißes dazu mitwirken, so bin ich sehr gern dazu erbötig.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr
ergebener
Louis Spohr.

Autor(en): Spohr, Louis
Adressat(en): Müller, Bernhard (Kantor)
Erwähnte Personen:
Erwähnte Kompositionen: Müller, Bernhard (Kantor) : Lieder, Sgst Kl
Erwähnte Orte:
Erwähnte Institutionen:
Zitierlink: www.spohr-briefe.de/briefe-einzelansicht?m=1845020815

Spohr



Dieser Brief ist die Antwort auf Müller an Spohr, 04.01.1845. Müller beantwortete diesen Brief am 12.02.1845.

Kommentar und Verschlagwortung, soweit in den Anmerkungen nicht anders angegeben: Karl Traugott Goldbach (06.12.2019).